Dachbegrünungen und Solaranlagen lassen sich miteinander kombinieren. Das ist nicht nur doppelt gut fürs Klima, sondern schafft auch wertvolle Synergieeffekte. Voraussetzung ist natürlich eine fachgerechte Planung und Ausführung.
Vorteile von Gründächern
Schon für sich genommen bringen grüne Dächer einige Vorteile mit sich: Sie sind gut fürs Stadtklima, speichern Regenwasser, lassen es verdunsten und kühlen dadurch vor allem im Sommer die Umgebung. Sie entlasten die Kanalisation und bieten Pflanzen und Tieren wertvollen Lebensraum.


Für das Gebäude wirken sie wie eine natürliche Klimaanlage und Wärmedämmung. Die Begrünung schützt außerdem die Dachabdichtung vor UV-Belastung, Temperaturextremen und Witterungseinflüssen. Bei Neubau und umfassenden Sanierungen können Gründächer zur Vermeidung und Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft herangezogen werden.
Vorteile von Solaranlagen
Solaranlagen wiederum erzeugen CO2-frei entweder Strom (Photovoltaik/PV) oder Wärme (Solarthermie) und sind deshalb ein wichtiger Baustein der Energiewende. Fragen und Antworten rund um das Thema Solarstrom gibt es auf den Seiten der Berliner Stadtwerke.
Kombination von Gründächern und Solaranlagen
Auch wenn einzelne Kommunen (z. B. Hamburg, Hannover) inzwischen eigene Förderprogramme für die Kombination Gründach und Solar aufgelegt haben, ist das Thema in der Breite noch nicht angekommen. Laut Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) halten sich bei vielen Bauherr:innen, Planenden und Ausführenden Vorbehalte, etwa was mögliche Konkurrenzen beider Systeme angeht.
Dabei bieten gerade Flachdächer und leicht geneigte Dächer ideale Bedingungen nicht nur für Begrünung, sondern auch für Solaranlagen: Die PV-Module und Solarthermie-Kollektoren können hier auf den idealen Neigungswinkel (in unseren Breitengraden 30 Grad) und auf die ideale Ausrichtung eingestellt werden. Diverse herstellende Firmen bieten heute technisch ausgefeilte Systemkombinationen an.

Extensive oder intensive Dachbegrünung?
Für die Kombination mit einer Solaranlage eignen sich vor allem extensive Dachbegrünungen mit niedrigwüchsigen Pflanzen (Sedumpflanzen, Sukkulenten, Moose). Die Pflanzen dürfen die PV-Module bzw. Solarthermie-Kollektoren nicht verschatten und müssen selbst Schatten gut vertragen.
Bei einer intensiven Dachbegrünung mit höheren Pflanzen müssten die Module und Kollektoren deutlich mehr Abstand nach unten zum Substrat haben und wären dadurch stärker dem Wind ausgesetzt. Zudem besteht eher die Gefahr der Verschattung. Im Rahmen eines Forschungsprojekts in Wien wurde die Kombination von Intensivbegrünungen mit PV-Anlagen untersucht und dazu ein Planungshandbuch veröffentlicht.
Kein Problem ist die Kombination einer Solaranlage mit einem Retentionsdach, bei dem Wasserrückhalteboxen unter dem Substrat Regenwasser zusätzlich stauen.

Vorteile der Kombination für die Energiegewinnung
Gerade im Sommer können sich die Module einer PV-Anlage stark aufheizen – je nach Sonneneinstrahlung auf bis zu 90 Grad Celsius. Mit steigender Temperatur erhöht sich der elektrische Widerstand und die Anlage verliert an Leistung. Mit jedem Grad über dem Normwert von 25 Grad Celsius Zelltemperatur liefern die Solarzellen im Schnitt etwa 0,5 Prozent weniger Strom. Bei einer Erhitzung auf 65 Grad Celsius verringert sich die Stromausbeute also um 20 Prozent.
Während sich ein Bitumen- oder Kiesdach im Sommer auf mehr als 70 Grad Celsius aufheizen kann, wird ein Gründach selten wärmer als 35 Grad Celsius. Die Verdunstung hat einen kühlenden Effekt, der auch der Solaranlage zugutekommt, weil sie sich weniger aufheizt. In Kombination mit einem Gründach kann sich die Leistungsfähigkeit einer PV-Anlage im Jahresmittel um bis zu 4 Prozent erhöhen (abhängig u. a. von Standort, Sonneneinstrahlung, Pflegezustand und Art der Dachbegrünung).
Auf mehr als 70 Grad Celsius kann sich ein Bitumen- oder Kiesdach im Sommer aufheizen.
Ein Gründach wird selten wärmer als 35 Grad Celsius.
In Kombination mit einem Gründach kann sich die Leistungsfähigkeit einer Photovoltaikanlage im Jahresmittel um bis zu 4 Prozent erhöhen.
Auch mit den meisten Solarthermie-Anlagen ist eine Kombination mit einem Gründach gut möglich. Im Gegensatz zu den PV-Anlagen profitiert die Solarthermie von hohen Umgebungstemperaturen. Je nach Kollektortyp ist die Beeinflussung durch die Verdunstungskühle von Gründächern jedoch unterschiedlich. Vakuumröhren- und auch Flachkollektoren können grundsätzlich mit Gründächern kombiniert werden, da hier die Beeinflussung als sehr gering eingeschätzt wird. Sogenannte offene Absorber (einfache Kunststoffrohre, die direkt auf dem Dach montiert werden), benötigen warme Flächen für einen optimalen Betrieb. Die Kombination mit einem Gründach ist deshalb für diese einfachen Systeme nicht zu empfehlen.
Vorteile der Kombination für das Gebäude
Eine extensive Dachbegrünung wiegt in etwa so viel wie ein lose verlegter Kiesbelag. Das reicht, um eine Solaranlage bei Sturm zu sichern, ohne dass sie, wie sonst üblich, am Dach festgeschraubt werden muss. Eine solche Dachdurchdringung birgt immer die Gefahr, dass die Dachabdichtung beschädigt wird und Wasser eindringen kann.


Die gleichmäßige Verteilung der Substratschicht macht zudem Punktlasten (z. B. Betonplatten) überflüssig, die ebenfalls das Dach beschädigen und undicht machen können.
Der durchdringungsfreie Aufbau ermöglicht eine schnellere, einfachere und kostengünstigere Montage der Solaranlage.
Vorteile der Kombination für die Umwelt
Begrünte Dächer sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten und andere Kleinlebewesen und bieten ihnen ein zusätzliches Nahrungsangebot. Die Solaranlage sorgt für unterschiedliche Licht-Schatten- sowie Feuchtigkeitsverhältnisse. Die dadurch geschaffenen abwechslungsreichen Standortbedingungen fördern die Artenvielfalt sowohl von Fauna als auch von Flora.