Politische Ziele und Vorgaben des Landes Berlin
Das Berliner Abgeordnetenhaus hat 2017 beschlossen, die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als wirksamen Teil der Klimafolgenanpassung voranzubringen (Abgeordnetenhaus von Berlin 2017). Hierfür sollen u. a. die Gebäude- und Grundstücksflächen, von denen Regenwasser direkt in die Mischwasserkanalisation eingeleitet wird, jährlich um 1 % reduziert werden. Neue Wohnquartiere sind bereits in der Planung an einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung auszurichten.
Abgeordnetenhausbeschluss: Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als wirksamen Teil der Klimafolgenanpassung voranbringen.
Das seit 01.01.2018 zu beachtende Hinweisblatt zur Begrenzung von Regenwassereinleitungen bei Bauvorhaben in Berlin – kurz BReWa-BE – fordert in diesem Sinne bei Vorhaben gemäß § 29 Abs. 1 Baugesetzbuch (BauGB) die Sicherstellung der Regenwasserbewirtschaftung auf dem Grundstück durch planerische Vorsorge (Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz – SenUVK – 2018a). Ist eine Einleitung in die Kanalisation oder Gewässer nicht zu vermeiden, ist diese nur in Höhe des Abflusses zulässig, der im natürlichen Zustand – d. h. ohne Versiegelung – auftreten würde.
BReWa-BE: Sicherstellung der Regenwasserbewirtschaftung auf dem Grundstück durch planerische Vorsorge.
Laut Koalitionsvereinbarung 2016-2021 (Senatskanzlei Berlin 2016) sollen darüber hinaus die Planungsansätze des Stadtentwicklungsplans (StEP) Klima (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen – SenSW – 2011) bzw. des StEP Klima KONKRET (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt – SenStadtUm – 2016a) mit ihren konkreten Maßnahmen weiterentwickelt und verbindlich in der Stadtplanung verankert werden. Dem trägt die Weiterentwicklung zum StEP Klima 2.0 (SenSW 2021, aktuell in Erarbeitung) Rechnung, in dem die beiden Leitthemen hitzeangepasste Stadt und wassersensible Stadtentwicklung konkretisiert werden.
StEP Klima: Leitthemen hitzeangepasste Stadt und wassersensible Stadtentwicklung.
Grundsätzlich sind laut Koalitionsvereinbarung alle Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung entsprechend den örtlichen Gegebenheiten zu prüfen. Innovative energie- und wasserwirtschaftliche Konzepte sollen zudem in die städtebauliche Planung für den Neubau und Quartierserweiterungen integriert werden. Die Ergebnisse von Forschungsprojekten wie KURAS sind in die Praxis zu überführen und weiterzuentwickeln.
Weitere Strategien bzw. Programme für den Erhalt und die Entwicklung der grünen Metropole Berlin wie das Landschaftsprogramm (SenStadtUm 2016b), die Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt (SenStadtUm 2012) und die Charta für das Berliner Stadtgrün (SenUVK 2020a) sowie das zugehörige Handlungsprogramm Berliner Stadtgrün 2030 (SenUVK 2020b) greifen die Synergien mit der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung auf.
KURAS - Konzepte für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersysteme
Im Verbundforschungsvorhaben KURAS wurden am Beispiel von ausgewählten Berliner Stadtquartieren die möglichen Auswirkungen verschiedener Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung untersucht bzw. bewertet. Die 27 betrachteten Maßnahmen – von der Gebäude- und Grundstücksebene über die Quartiers- bis zur Kanaleinzugsgebietsebene – und ihre spezifischen Effekte wurden in Maßnahmensteckbriefen aufbereitet.
Zudem wurde eine Vorgehensweise entwickelt, Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung in Abhängigkeit der spezifischen Herausforderungen und Entwicklungsziele des jeweiligen Gebiets zu planen, um die erwünschten Effekte gezielt herbeiführen zu können. Diese Vorgehensweise zur zielorientierten, partizipativen und integrierten Planung der Regenwasserbewirtschaftung bildet eine wesentliche Grundlage für die vorliegende Orientierungshilfe.