Wohnhöfe im Mauerstreifen - Bernauer Str. 26 & 34 in Berlin
Projektstatus
in Planung oder BauStandort
Berlin, MitteProjekttypologie
GeschosswohnungsbauMaßnahme
Dachbegrünung Entsiegelung oder teildurchlässige Flächenbefestigung Fassadenbegrünung Regenwassernutzung Urban Wetlands‚ Verdunstungsbeete oder künstliche Wasserflächen Versickerung KaskadenentwässerungPlanungsbeginn
2021
Fertigstellung
2025
Grundstücksfläche
2.866 qm
Versiegelte Fläche
(nach Fertigstellung)
1.975 qm
Wohneinheiten
87
Kurzbeschreibung
Für die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBM werden auf zwei Grundstücken in der Bernauer Straße in Berlin-Mitte 87 Wohneinheiten realisiert. Diese befinden sich auf dem ehemaligen Mauerstreifen und damit inmitten der teilweise schon errichteten Erinnerungslandschaft der Mauergedenkstätte. Der Entwurf geht aus den präzisen Vorgaben des Bebauungsplans hervor und wurde in Landschaftsarchitektur und Architektur aus der Gestaltungssatzung für den denkmalgeschützten Bereich heraus entwickelt.Ansicht von der Bernauer Straße
Retentionsterrasse 5.OG
Spielhof mit Mulden
Unterbauter Spielhof
Schema Regenwasserbewirtschaftung
Außenanlagenplan
Projektdetails
Anlass: Neubau von 87 Wohnungen auf zwei Grundstücken, teils als geförderter Sozialwohnungsbau
Rahmenbedingungen:
- Sehr detaillierte Vorgaben für Architektur und Landschaftsarchitektur durch den Bebauungsplan und die Gestaltungssatzung
- Enge Flächenverhältnisse auf dem Grundstück, festgelegt durch Bebauungsplan. Sehr begrenzter Raum für Freiflächen und die Unterbringung des Regenwassers und der Versickerungselemente
- Teilweise kontaminierter Boden, dadurch Bodenaustausch notwendig
- Böden nur in Teilbereichen versickerungsfähig, teils nicht durchlässig.
- Keine Regenwassereinleitung erlaubt, Einleitbeschränkung von 0 Litern
- Lage auf dem ehemaligen Mauerstreifen. Nähe zur Mauergedenkstätte setzt einen sensiblen Umgang in den Außenanlagen voraus. Abstimmungen mit der Stiftung Berliner Mauer und der Denkmalbehörde waren notwendig.
Ziele:
- Vollständige Unterbringung des Regenwassers auf dem Grundstück; keine Regenwassereinleitung
- Überflutungsschutz für Gebäude und Grundstück
- Kaskadenentwässerung zur optimalen Nutzung des Niederschlagswassers für die Pflanzen in den Dachgärten und im Erdgeschoss
- Nachhaltige Regenwassernutzung: Retention und Nutzung für Grünflächen
- Steigerung der Biodiversität und Verbesserung des Mikroklimas durch Begrünung aller Dächer und Fassaden
- Intensive Begrünungen auf den Dächern schaffen Nutzungsmöglichkeiten für Bewohner:innen.
- Kühlung durch Verdunstung
Das Konzept der Regenwasserbewirtschaftung der Außenanlagen vereint die Ziele einer wirtschaftlichen Nutzung der Freianlagen durch die Bewohner:innen und einer nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung.
Das auf dem obersten Dach (6. OG) anfallende Regenwasser wird oberirdisch durch die Substratschicht (12 Zentimeter) in die sich über die gesamte Fläche des Daches erstreckende Retentionsschicht (8 Zentimeter) mit Wasseranstau eingespeist. Aus der Substratschicht wird das dort aufgesaugte Wasser von den Pflanzen aufgenommen und zusätzlich verdunstet. Überschüssiges Wasser wird mittels einer einstellbaren Drossel zu Regenfallrohren an der Fassade in das 5. OG als Kaskadenentwässerung abgeführt. Sollte auf dem 5. OG eine Sättigung und Wasseranstau vom permanenten 2 bzw. 3 Zentimeter Wasser auf dem Dach erreicht sein, wird es wieder kaskadenartig durch die Regenfallrohe in das Erdgeschoss weitergeleitet.
Im 5. OG erfolgt die Entwässerung nach dem gleichen Prinzip wie im 6. OG. Niederschlagswasser wird in den Rückhalteflächen des Retentionsdaches mit 9,5 Zentimeter Retentionsboxen und Substratstärke von 30-100 Zentimeter gesammelt und von der intensiven Bepflanzung (Stauden und Großsträucher) genutzt bzw. verdunstet. Auf dem Dach bleiben im Mittel immer ca. 2 bzw. 3 Zentimeter Wasser als Wasserreservoir für die Pflanzen.
Ein Überlauf des überschüssigen Wassers im Starkregenfall erfolgt gedrosselt über die Regenfallrohre entlang der Fassade, teils in oberflächige Entwässerungselemente im EG und teilweise unterirdisch in eine Rigole.
Das in den Gärten im Süden anfallende Regenwasser wird mittels Bodenmodellierung den Pflanzflächen zur Verfügung gestellt. Überschüssiges Regenwasser aus dem 5./6. OG und aus den Loggien wird durch eine offene Zuleitung in die leichten Senken der Pflanzflächen (10-25 Zentimeter) und in den Rasen geführt. Das Wasser wird durch die Pflanzen genutzt, im unterkellerten Bereich sickern die überschüssigen Mengen durch das intensive Dachsubstrat (80 Zentimeter) bis zum Dränelement FKD10, das das Wasser unterirdisch in eine Rigole abführt. Oberflächige Rückhaltevolumen und die unterirdische Rigole schützen als Regenwasserretentionselemente vor allem im Starkregenfall.
Es ist entschieden, eine Regenwasserbewirtschaftung mit einer Kaskadenentwässerung zu bauen. Das Wasser, das auf dem Hauptdach des 6. OG nicht zur Bewässerung der dortigen Begrünung notwendig ist, wird also nicht direkt in das Erdgeschoss geleitet, sondern den intensiv begrünten Dachterrassen im 5. OG zugeführt. Das dort überschüssige Wasser wird wiederum in die Außenanlagen geleitet, dort in Mulden versickert und verdunstet oder im Starkregenfall in eine Rigole eingeleitet.
Ansprechpartner:in
Izabela Małachowska-Coqui
COQUI MALACHOWSKA COQUI Städtebau Landschaftsarchitektur
Partnerin bei COQUI MALACHOWSKA COQUI Städtebau Landschaftsarchitektur
Dokumentation
Weiterführende Links
Bernauer Str. 26 und 34 - Coqui Malachowska Coqui