Betriebswasser – ein Schlüssel zur nachhaltigen Wassernutzung

Für Toilettenspülung, Wäschewaschen, Putzen oder Gartenbewässerung muss kein Trinkwasser verwendet werden – Regen- oder Grauwasser ist die clevere Alternative. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

15.08.2025

Grauwasserrecycling Regenwassernutzung

Bewässerung einer intensiven Dachbegrünung Ahnen & Enkel/Silke Reents

Warum Betriebswasser wichtig ist

Für Toilettenspülung, Wäschewaschen, Putzen oder die Gartenbewässerung verwenden wir meist wertvolles Trinkwasser – unser wichtigstes Lebensmittel, das zunehmend knapper wird. Dabei braucht es für diese Zwecke gar keine Trinkwasserqualität. Eine nachhaltige Alternative ist Betriebswasser aus Regen- oder Grauwasser. So lassen sich Wasser, Energie und Gebühren sparen – und Berlin kommt seinem Ziel näher, bis 2045 klimaneutral zu werden.

Was ist Betriebswasser?

Laut DIN EN 16941-2 ist Betriebswasser Wasser, welches keine Trinkwasserqualität aufweisen muss. Also Wasser, das nicht zum Trinken, zur Herstellung von Speisen oder zur persönlichen Hygiene verwendet wird. Es kann für Haushalts- oder Gewerbezwecke genutzt werden, wo kein direkter Kontakt zum Menschen besteht – beim Wäschewaschen, Reinigen, bei der Toilettenspülung oder der Gartenbewässerung.

Woher kommt Betriebswasser?

Zwei Quellen eignen sich zur Aufbereitung:

  • Regenwasser – einfach zu sammeln, aufgrund der geringen Wasserhärte besonders gut zur Gartenbewässerung oder zum Wäschewaschen geeignet.
  • Grauwasser – also leicht verschmutztes Wasser aus Duschen, Waschbecken oder Waschmaschinen. Es fällt regelmäßig an und enthält zudem nutzbare Wärmeenergie.
Einbau Zisterne in Bestand - Headerbild Profisuche Mall GmbH

Einbau einer Zisterne, um Regenwasser zu sammeln und zu nutzen

Betriebswasser aus Regen- oder Grauwasser Erwin Nolde

Grauwasserrecyclinganlage in einem Studentenwohnheim in Berlin-Pankow

Wasser wird in Berlin knapp(er)

Die Wasserressourcen Berlins stehen zunehmend unter Druck. Die Ursachen sind häufigere und länger anhaltende Trockenphasen sowie steigende Temperaturen in Folge des Klimawandels, der Braunkohletagebau in der Lausitz sowie das Bevölkerungswachstum. In vergangenen Trockenjahren sanken die Wasserstände von Berlins Flüssen und Grundwasserleitern drastisch. Steigende Trinkwasserverbräuche an heißen Tagen brachten Berlins Trinkwassergewinnung an ihre Grenzen.

Für die Trinkwasserversorgung Berlins und des Berliner Umlands fördern die Berliner Wasserbetriebe (BWB) rund 230 Millionen Kubikmeter Rohwasser pro Jahr. Dies entspricht in etwa dem Vierfachen des Volumens des Berliner Müggelsees. Prognosen zufolge wird dieser Bedarf bis 2050 auf 270 Millionen Kubikmeter pro Jahr steigen. Dem gegenüber stehen klima- und bergbaubedingt sinkende Zuflüsse über die Spree von bis zu 75 Prozent und ein angenommener Rückgang der Grundwasserneubildung von 20 bis 75 Prozent bis 2050. Bereits heute liegt die jährliche Rohwasserentnahmemenge in den Einzugsgebieten der neun Berliner Wasserwerke fünf Prozent über dem Rohwasserdargebot, also dem, was natürlich nachkommt.

Wie Betriebswasser helfen kann

Die Nutzung von Betriebswasser kann den Trinkwasserbedarf (und damit den Druck auf natürliche Wasserressourcen) senken – besonders im Neubau oder bei Sanierungen sollte dies frühzeitig mitgeplant werden. Rund 75 Prozent des Berliner Trinkwasserverbrauchs entfallen auf Haushalte.

Das Land Berlin und die Berliner Wasserbetriebe verfolgen das Ziel, den Wasserverbrauch in Haushalten um 7 Mio. Kubikmeter und insgesamt um 10 Mio. Kubikmeter pro Jahr zu senken. Betriebswasser spielt dabei eine zentrale Rolle.

Wo kann Betriebswasser eingesetzt werden?

Im Schnitt verbrauchen Berliner:innen 115 Liter Wasser pro Person und Tag. Davon könnten bis zu 50 Prozent durch Betriebswasser ersetzt werden – also ca. 57 Liter pro Person und Tag. Typische Einsatzbereiche für Betriebswasser im Haushalt sind:

  • Wäschewaschen
  • Toilettenspülung
  • Reinigung
  • Gartenbewässerung

Hierfür ist keine Trinkwasserqualität notwendig. Wichtig: Für die Nutzung im Gebäude ist ein separates Leitungsnetz nötig – deshalb lohnt sich die Planung besonders im Neubau.

Diagramm: Anteil von Trink- und Betriebswasser im Haushalt - Betriebswasser aus Regen- oder Grauwasser

Anteil von Trink- und Betriebswasser im Haushalt

Qualitätsanforderungen an Betriebswasser

Auch wenn Betriebswasser keine Trinkwasserqualität haben muss, gelten klare Anforderungen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat bereits 1995 entsprechende Standards veröffentlicht – zuletzt 2007 aktualisiert:

Qualitätsziel

  • farblos, klar, nahezu geruchslos
  • schwebstofffrei
  • sauerstoffreich (> 50 % Sättigung)
  • hygienisch einwandfrei

Begründung

  • Nutzungskomfort, Schutz der Anlagen
  • für störungsfreien Betrieb
  • zur Lagerfähigkeit
  • Schutz der Gesundheit

Regenwasser oder Grauwasser?

Beide Quellen haben spezifische Vorteile:

Vorteile Regenwasser

  • wetterabhängig, aber weich
  • gut geeignet für Garten & Wäsche
  • leicht von Dachflächen sammelbar
  • Speichergröße abhängig vom Dach

Vorteile Grauwasser

  • kontinuierlich verfügbar
  • Wärme nutzbar für Heizung & Warmwasser
  • benötigt mehr Aufbereitung
  • kompaktere Speicher möglich

Tipp: Eine Kombination beider Systeme ist möglich – zuerst wird Grauwasser verwendet, dann Regenwasser. Nur wenn beides fehlt, wird Trinkwasser zugeführt.

Anwendungsbeispiele