Neue Potenzialkarten: Abkoppeln mit Strategie und Know-how

Selbst mitten in der Stadt lässt sich Regenwasser dezentral bewirtschaften. Ein neues GIS-Tool der Regenwasseragentur sowie damit erstellte Potenzialkarten zeigen, wo die Potenziale groß und die Voraussetzungen gut sind.

10.04.2025

Abkopplung Planungshilfe

Teaserbild: Abkopplungspotenzialkarten Berliner Regenwasseragentur

Flächen von der Kanalisation abkoppeln, Regenwasser im Boden versickern oder auf begrünten Dächern speichern und verdunsten lassen – es gibt viele Möglichkeiten, die Ressource Regen sinnvoll zu nutzen und zugleich unsere Stadt besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Doch nicht alles geht überall. „Unsere jetzt veröffentlichten Potenzialkarten für Versickerung, Abkopplung und Dachbegrünung und das zugrundeliegende GIS-Modell können wir gezielt für die Abkopplungsberatung nutzen“, erläutert Regenagent Paul Kober. Das GIS-Modell hat die gruppe F Freiraum für alle GmbH im Auftrag der Regenwasseragentur entwickelt. „Mit diesen Instrumenten lassen sich Handlungsbedarfe, Machbarkeiten und Gelegenheitsfenster identifizieren.“

Der Handlungsbedarf ist zum Beispiel dort besonders groß, wo es Hitzehotspots gibt oder die Kanalisationen häufiger als anderswo überlastet ist. Die Machbarkeit ergibt sich aus den naturräumlichen Gegebenheiten und planungsrelevanten Rahmenbedingungen. Und Gelegenheitsfenster gibt es beispielsweise da, wo ohnehin eine Sanierung ansteht, wo Grünflächen oder Friedhöfe angrenzen oder wo Förder- oder Investitionsprogramme des Landes Berlin genutzt werden können.

Bezirke können die Potenzialkarten für Klimaanpassungskonzepte nutzen, Senatsverwaltungen für die Ausgestaltung von Förderprogrammen oder die Bauleitplanung, Planer:innen für die Umsetzung grundstücksübergreifender Lösungen.

Hanna Meyer, Berliner Regenwasseragentur

Unterschiedliche Nutzergruppen profitieren

Bezirke, Senatsverwaltungen, Wohnungsbaugesellschaften, Grundstückseigentümer:innen, Planer:innen oder auch die Berliner Wasserbetriebe (BWB) können die Potenzialkarten in ihre strategische Planung integrieren. „Den BWB können sie zum Beispiel bei der Generellen Entwässerungsplanung (GEP) helfen“, erläutert Regenagentin Hanna Meyer. „Bezirke können sie für Klimaanpassungskonzepte nutzen, Senatsverwaltungen für die Ausgestaltung von Förderprogrammen oder die Bauleitplanung, Planer:innen für die Umsetzung grundstücksübergreifender Lösungen. Wir unterstützen sie alle tatkräftig dabei, Handlungsräume, Gelegenheitsfenster und die Machbarkeit zu identifizieren“, so Meyer. „Außerdem beraten wir sie, wenn es darum geht, die Potenzialanalysen in ihre Planungsprozesse, Konzepte und mögliche Sanierungsvorhaben zu integrieren.“

 

Beispiel Lichtenberg

Der Bezirk Lichtenberg hat dieses Angebot bereits erfolgreich genutzt. „Wir wollten herausfinden, auf welchen unserer insgesamt 70 Schulhöfen wir Regenwasser vor Ort bewirtschaften können“, berichtet Jörg Schreckenberg, der im dortigen Straßen- und Grünflächenamt den Fachbereich Grünflächenmanagement leitet. Also hat die Regenwasseragentur sämtliche Schulhöfe in ihr GIS-Tool geladen. „Wir konnten dann für jeden einzelnen sehen, welche Abkopplungsmöglichkeiten es in dem jeweiligen Block gibt, welche Versickerungsmaßnahmen sich gut eignen oder mit Herausforderungen in der Planung verbunden sein können“, erläutert Regenagent Kober. Schreckenberg: „Anhand dieser Information konnten wir 24 geeignete Schulgrundstücke für weitergehende Untersuchungen vorschlagen.“

 

Karten im Geoportal Berlin veröffentlicht

Bei der Entwicklung des GIS-Modells hat gruppe F die drei im Begleitkreis abgestimmten Szenarien „Einfache Umsetzung“, „Gängige Praxis“ und „Aufwendige Umsetzung“ erstellt. Die jeweils drei Karten zu Versickerungs- und Abkopplungspotenzialen sowie eine Karte zu Dachbegrünungspotenzialen sind hier sowie im Geoportal des Landes Berlin frei und kostenlos zugänglich.