Hegelplatz Berlin

Projektstatus

in Planung oder Bau

Standort

Berlin, Mitte

Projekttypologie

Grün- und Freizeitanlagen

Maßnahme

Entsiegelung oder teildurchlässige Flächenbefestigung Versickerung

Planungsbeginn

03/2020

Fertigstellung

06/2024

Grundstücksfläche

3 070 qm

Versiegelte Fläche
(nach Fertigstellung)

1 030 qm

An die Kanalisation
angeschlossene Fläche

150 qm

Kurzbeschreibung

Der Hegelplatz in Berlin-Mitte wird aus dem Bestand heraus umgestaltet und erhält durch seine ruhige und grüngeprägte Gestaltung eine hohe Aufenthaltsqualität.

Projektdetails

Der Hegelplatz war als Stadtplatz trotz seiner zentralen Lage nicht wirklich als eigenständiger Platzraum zu erkennen. Gleichwohl stellt die direkte Nähe zur Humboldt-Universität ein großes Potenzial dar. Mangelnde Möglichkeiten zum Verweilen, ein in die Jahre gekommener und zu groß gefasster steinerner Platz sowie eine nur improvisiert (als Ausgleichsmaßnahme) hergestellte Bepflanzung gaben Anlass, den Hegelplatz als grünen Stadtplatz in zentraler Stadtlage aufzuwerten.

 

Der Hegelplatz war im Bestand teils als Grünfläche mit Baumbestand, teils als befestigter Platz angelegt. Das auf der Grünfläche und den angrenzenden Wegen anfallende Regenwasser versickerte im Bestand, ohne Führung in der Grünfläche. Der südliche, befestigte Platzbereich wurde über sechs Hofeinläufe entwässert.

 

Um das Versickerungsgebot des Berliner Wassergesetzes umzusetzen, wird im südlichen Bereich des Hegelplatzes eine mit Bäumen bepflanzte Versickerungsmulde hergestellt. Anhand eines Baugrundgutachtens wurde ersichtlich, dass in diesem Bereich Auffüllungen aus belastetem Bauschutt vorhanden sind, die nicht zur Versickerung geeignet sind. Daher mussten die Auffüllungen in diesem Bereich bis in eine Tiefen ca. 1,8 Metern durch unbelastetes und zur Versickerung geeignetes Material ausgetauscht werden. Vorhandene Leitungen im Bereich der Mulde mussten teilweise verlegt werden.

 

Die im Osten an den Hegelplatz angrenzende Straße “Hegelplatz” wird momentan noch über zwei Straßenabläufe entwässert und unterliegt ebenfalls dem Versickerungsgebot des Berliner Wassergesetzes. Aufgrund des geringen Straßenquerschnitts und des Verlaufs eines größeren Mischwasserkanals im Bereich der östlichen Straßenseite wurde hier eine Sonderlösung aus Versickerung und Einleitung in den Mischwasserkanal erarbeitet.

Der Hegelplatz wurde behutsam weiterentwickelt: Die bestehende räumliche Teilung in eine gerahmte Wiese und einen ‚danebenliegenden‘ Platz wurde aufgelöst. Der prägende Baumrahmen aus Baumhasel, ergänzt durch Neupflanzungen, hält zukünftig den gesamten Platz als einen Raum zusammen.

 

Die nach Süden erweiterte Rasenfläche wird durch einen Promenadenrahmen mit Aufenthaltsangebot gefasst. Die Ränder des Platzes werden durchlässig und einladend ausformuliert. Die zentralen Grünflächen und angrenzenden, in Mosaikpflaster geplanten Wegeflächen entwässern analog zum Bestand weiterhin in die Rasenflächen.

 

Drei vielfältig und frei nutzbare Skulpturen aus Granit (Tisch, Schale, Bogen) werden den verschiedenen Situationen zugeordnet und bieten informelle Spiel- und Verweilerlebnisse. Hervorzuheben ist im Bezug auf die Regenwasserbewirtschaftung dabei insbesondere die “Schale”. Die Präsenz und das Verschwinden einer flachen Wasserspiegels wird in der ca. 2-3 Zentimeter gemuldeten Schale mit 1,5 Meter Durchmesser inszeniert. Im trockenen Zustand wird die Schale zum Sitzmöbel.

 

Ein umfassender Teil des südlichen, befestigten Vorplatzes wird zugunsten einer Vergrößerung der Rasenfläche entsiegelt. Die neue Platzfläche ist nicht mehr an die Mischkanalisation angeschlossen. Das anfallende Regenwasser wird vor Ort versickert. Die mit Bäumen und Stauden bepflanzten Mulden tragen aufgrund der Beschattung und Verdunstung zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Blüten und Blattstrukturen der Stauden leisten ihren Beitrag zu einem ästhetischen und funktionalen Stadtgrün.

 

Der Straßenabschnitt “Hegelplatz” wird im Rahmen des Projekts ebenfalls neugestaltet, sodass Platz und Straße zukünftig als Gesamtbild lesbar werden.

Das Regenwasser der befestigten Fläche im südlichen Bereich des Platzes wird über ein Versickerungsbeet und damit dezentral über die belebte Bodenzone versickert.

 

Im Bereich des Versickerungsbeetes wird gemäß der Empfehlung des Baugrundgutachtens ein Bodenaustausch bis 2 Meter unter der bestehenden Geländeoberkante vorgenommen. Zugunsten der Standortverbesserung der vorgesehenen Neupflanzungen wird das Versickerungsbeet mit überbaubarem, durchlässigem FLL-Substrat verfüllt.

 

Für den Straßenabschnitt “Hegelplatz” wurde nach intensiven Abstimmungen mit den Berliner Wasserbetrieben eine Mischvariante aus dezentraler Versickerung und Einleitung in das Kanalnetz erarbeitet. Der westliche Teil der Straße wird über Filterrinnen dezentral entwässert. Der östliche Teil der Straße wird weiterhin über zwei Straßeneinläufe in den Mischwasserkanal entwässert, da in diesem Bereich ein großer Mischwasserkanal liegt und hier nicht versickert werden kann.

 

Versickerungsbeete konnten in der Straße nicht realisiert werden, da der Straßenquerschnitt zu gering ist. Die Verwendung von Filterrinnen wurde als platzsparende Lösung mit den Berliner Wasserbetrieben abgestimmt, um das Regenwasser vor Ort versickern zu können. Das Wasser wird über das Straßengefälle zu den am Rand liegenden Rinnen geleitet und über ein Filtersubstrat versickert. Der kleinere Platz entlang der Dorotheenstraße erhält ebenfalls ein mit einem Baum und Stauden bepflanztes Versickerungsbeet.

Die Investitionskosten für die Herstellung der Versickerungsbeete und Filterrinnen belaufen sich sich auf ca. 72 000 Euro. Ein Großteil der Kosten entfällt hierbei auf die Maßnahmen bezüglich des Bodenaustauschs, um die Versickerungsfähigkeit herzustellen sowie die Versickerung über schadstofffreien Boden zu gewährleisten.

 

Die Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sind in diesem Fall aus Mitteln des Plätze-Programms der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen finanziert.

Trotz der geringen Gesamtfläche des Projekts im innerstädtischen Kontext konnte Raum für die dezentrale Versickerung der befestigten Flächen geschaffen werden. Dabei ist die Lösung zur Regenwasserbewirtschaftung nicht rein funktional, sondern wird durch die hochwertige Bepflanzung gestalterisch in das grüne Gesamtbild des Platzes integriert.