Holzhybrid-Wohnungsbau
Projektstatus
Umgesetzt/FertiggestelltStandort
Berlin, Tempelhof-SchönebergProjekttypologie
GeschosswohnungsbauMaßnahme
Dachbegrünung Entsiegelung oder teildurchlässige Flächenbefestigung Fassadenbegrünung Versickerung Überbauung eines ehemaligen vollversiegelten Parkplatzes, zusätzliche Begrünung von Nebengebäude (Fahrradparkhaus)Planungsbeginn
12/2020
Fertigstellung
04/2024
Grundstücksfläche
2.600 qm
Versiegelte Fläche
(nach Fertigstellung)
900 qm
Erlaubte Einleitmenge
2 l/(s x ha)
Wohneinheiten
26
Kurzbeschreibung
Holzhybrid-Wohnungsbau mit umfassender Gebäudebegrünung und minimaler Flächenversiegelung in einer bestehenden Zeilenbausiedlung mit ausgewachsenem GrünbestandStraßenseitige Fassade
Straßenseitige Fassade
Ecksituation
Freisitz bei Erdgeschosswohnung
Bodengebundene Fassadenbegrünung an Ranksystem
Zulauf Versickerungdsmulde
Fassadenbegrünung und Versickerungsmulde
Projektdetails
Die Überbauung eines ehemaligen Parkplatzes schließt eine Lücke, die durch die vorhandenen Zeilenwohnbauten der 1930er- und 1960er-Jahre im Quartier gebildet wurde. Durch den Neubau ist die unbeschränkte Einleitgenehmigung von Regenwasser des ehemaligen Parkplatzes in den öffentlichen Regenwasserkanal entfallen. Eine gedrosselte Einleitung von Regenwasser des Neubaus in den Vorfluter des Teltowkanals wäre theoretisch möglich gewesen.
Orientierende Baugrunduntersuchungen zur Gründung des neuen Gebäudes ergaben keine eindeutige Versickerungsfähigkeit des Baugrunds. Erst zusätzliche Versickerungsversuche auf dem Baugrundstück erbrachten die Gewissheit, dass das Regenwasser in Geländemulden oberflächig versickert werden kann. Die chemische Analyse des beprobten Baugrunds ergab keine Schadstoffe, die eine Versickerung des Regenwassers verhindern würden.
Neben der ehemaligen Parkplatzfläche mussten auch Anteile einer wohnungsnahen Grünfläche überbaut und Baumbestand gefällt werden. Das bezirkliche Umweltamt hat der Bebauung unter der Bedingung zugestimmt, dass wegfallende Lebensräume für Tiere durch eine Gebäudebegrünung, durch zusätzliche Baum- und Strauchpflanzungen in der nächsten Umgebung und durch Nistmöglichkeiten in der Neubaufassade komplett kompensiert werden. Die Berechnung erfolgte über den aktuellen Biotopflächenfaktor BFF.
Der Holzhybrid-Neubau schafft 26 neue Wohnungen für Familien und für alleinstehende Mieter:Innen. Das aussteifende Treppenhaus und die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss sind in massiver Ortbetonbauweise hergestellt. Das viergeschossige Gebäude ist ab dem ersten Obergeschoss bis auf die vorgefertigten Stahlbetondecken konsequent in Holzbauweise erstellt. Auf dem extensiven Gründach ist eine zentrale Luft-Wärmepumpe installiert. Die Photovoltaikmodule erzeugen bei sonnigem Wetter den Strom dafür.
Den Wohnungen im Erdgeschoss sind großzügige Freisitze vorgelagert. Für das Unterstellen von Fahrrädern ist ein externes kleines Fahrradparkhaus errichtet worden, das auch durch die Mieterschaft des anliegenden Wohnungsbestands genutzt werden kann. Durch die Erweiterung eines bestehenden Abfallsammelplatzes und eines bestehenden Spielplatzes konnte die Flächenversiegelung durch den Neubau auf ein Mindestmaß reduziert werden.
Durch die Gebäudebegrünung und durch die Anlage von oberflächigen Versickerungsmulden konnte auf einen Anschluss an den Regenwasserkanal komplett verzichtet werden. Die oberflächigen Geländemulden reduzieren die sommerliche Hitzebelastung und tragen bei Starkregen zur Bewässerung der Neupflanzung aus Bäumen und Sträuchern bei.
Das Regenwasser der Gebäudeflächen und der teilversiegelten Wegeflächen wird über Rinnen zu Geländemulden in der Grünanlage geleitet, wo es dann im Boden versickern kann. Die Mulden sind groß genug, um auch das Maximum des 30-jährilichen Regenereignisses aufzunehmen.
Baum- und Strauchneupflanzungen am Rand dieser Geländemulden profitieren von dem Wasserangebot und verdunsten die Feuchtigkeit über ihre Blattmasse. Gewissheit über die Versickerungsfähigkeit des Baugrunds konnte nur durch zusätzliche Versickerungstest vor Ort erzielt werden.
- Die Kosten für die extensive Dachbegrünung mit einem durchwurzelbarem Aufbau von 8 bis 10 Zentimeter liegen im allgemeinen Durchschnitt für Neubauten.
- Für die Vorhangkonstruktion der bodengebundenen Fassadenbegrünung an der Holzfassade sind zusätzliche Kosten von etwa 80 000 Euro entstanden.
- Die Kosten für die Anlage von versickerungsfähigen Geländemulden liegen vermutlich unterhalb der notwendigen Kosten für den Einbau von Grundleitungen und dem Anschluss an den öffentlichen Regenwasserkanal.
- Die ausgeführten dezentralen Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung entsprachen dem Ergebnis der Ausgleichsberechnung über den Biotopflächenfaktor BFF. Daher war eine zusätzliche Förderung von Maßnahmen zur dezentralen Regenwasserbewirtschaftung im Neubau nicht möglich.
Von einem kompletten Verzicht auf den Anschluss an den öffentlichen Regenwasserkanal profitieren Baum- und Strauchpflanzungen. Dadurch kann die sommerliche Hitzebelastung durch abstrahlende Gebäude- und Wegeflächen gemindert werden. Zusätzlich reduziert die Gebäudebegrünung diese Hitzequellen und bietet Lebensraum für Pflanzen und für Tiere.