Vorplatz Zentralfriedhof Friedrichsfelde Berlin

Projektstatus

in Planung oder Bau

Standort

Berlin, Lichtenberg

Projekttypologie

Straßen und Plätze

Maßnahme

Entsiegelung oder teildurchlässige Flächenbefestigung Versickerung Materialwiederverwendung

Planungsbeginn

08/2021

Fertigstellung

12/2025

Grundstücksfläche

5 900 qm

Versiegelte Fläche
(nach Fertigstellung)

3 600 qm

Kurzbeschreibung

Zwischen Stadtraum und weiten Grün- und Gartenflächen gelegen, bildet der Vorplatz des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde ein wichtiges Bindeglied – er lädt Spazierende und Radfahrende zum Verweilen und Rasten ein und wird zum lebendigen Treffpunkt für das benachbarte Quartier.

Projektdetails

Die Umgestaltung des Vorplatzes des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde erfolgt im Rahmen des Sanierungs- und Fördergebiets “Nachhaltige Erneuerung” Frankfurter Allee Nord (FAN). Insgesamt soll ein gesundes, ökologisches Modellgebiet mit besonderen Orten geschaffen werden.

 

Direkt am südlichen Eingang des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde und an der Gedenkstätte der Sozialisten gelegen, konnte der Vorplatz seiner teilweise gesamtstädtischen Bedeutung als auch seinem Potenzial für den Alltag des angrenzenden Quartiers nur bedingt entsprechen. Zu sehr bestimmte der ruhende Verkehr das Bild des Platzes, zu groß war seine leergefegte Mitte, zu wenige Angebote gaben Anlass zum Verweilen.

 

Im Bestand ist der Vorplatz überwiegend mit Großsteinpflaster und Asphalt versiegelt. Das anfallende Niederschlagswasser wird über mehrere Straßenabläufe in das Kanalnetz entwässert. Eine besondere Herausforderung war der über die gesamte Fläche verteilte, dichte Leitungsbestand im Untergrund, was zu einem umfangreichen Abstimmungsbedarf mit Versorgern führte, um eine dezentrale Versickerung mit der benötigten Kapazität planen und umsetzen zu können.

 

Teilweise sind Auffüllungen im Bereich der Versickerungsmulden mit Schadstoffen durchsetzt, sodass hier ein umfangreicher Bodenaustausch erfolgen muss.

Der Vorplatz des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde, der im Bestand überwiegend als Parkplatz genutzt wird, soll als Quartiersplatz im Übergang zu den grün geprägten Parkräumen (Herzberge, Zentralfriedhof, Kleingärten) mit hoher Aufenthaltsqualität entwickelt werden und gleichzeitig als repräsentatives Entrée für den Friedhof und die Gedenkstätte der Sozialisten dienen. Die notwendigen Besucher-Parkplätze werden hierzu deutlich reduziert und wenig störend im südlichen Bereich positioniert, sodass eine großzügige, zusammenhängende Platzfläche entsteht.

 

Bei der Planung wurden mehrere Aspekte des nachhaltigen Bauens berücksichtigt: Hierzu gehört die Reduktion der Versiegelung, die Versickerung des Niederschlagswassers über bepflanzte Mulden, die Wiederverwendung des lokal vorhandenen, aufgearbeiteten Natursteinpflasters sowie die Neupflanzung von 32 Bäumen und diversen Wildgehölzen. In deren Schatten bieten Bänke und Hocker ein differenziertes und großzügiges Aufenthaltsangebot für Anwohner und Friedhofsbesucher. Es erfolgt die schwellenlose Gestaltung des Platzes, die Integration eines barrierefreien Leitsystems sowie einer taktilen Karte und eines Trinkbrunnens der Berliner Wasserbetriebe (BWB).

 

Gemäß dem Versickerungsgebot des Berliner Wassergesetzes wird die Versickerung des Regenwassers über die belebte Bodenzone angestrebt.
Das gesamte anfallende Regenwasser des Vorplatzes wird daher vom Kanalnetz abgekoppelt und in mehreren Mulden dezentral versickert.

 

Darüber hinaus werden die Mulden mit verschiedenen Baumarten bepflanzt. Durch die schattenspendende Wirkung der Bäume wird das Mikroklima verbessert und die Aufenthaltsqualität, insbesondere im Sommer, deutlich erhöht. Die artenreichen Blühwiesen innerhalb der Mulden bieten Lebensraum für Insekten sowie ein abwechslungsreiches, ästhetisches Gesamtbild.

 

Ein zentrales gestalterisches Element ist die sogenannte „Pfütze“. Dabei handelt es sich um eine leichte Muldung innerhalb der Platzfläche. Sie dient als eine Art Zwischenspeicher für das auf dem Platz anfallende Regenwasser. Ein Teil des anfallenden Regenwassers des Platzes wird über die sanfte Muldung in Richtung der Regenbeete geführt . Das Wasser wird wie in einer leicht schräg gehaltenen Schale asymmetrisch gesammelt, bis ein Wasserstand von maximal fünf Zentimeter erreicht wird. Durch die leicht gekippte Lage läuft das Wasser bei weiterem Regen über und wird an die Versickerungsbeete weitergeleitet. Nach dem Regenereignis verdunstet das Wasser langsam aus der Pfütze und trägt damit zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Noch befüllt, bildet die Pfütze die ruhige Mitte des Platzes und eine sehr gute informelle Spielmöglichkeit.

Um das Regenwasser der Platzfläche über mit Bäumen bepflanzte Mulden versickern zu können, werden insgesamt ca. 1 400 Quadratmeter entsiegelt. Davon werden 460 Quadratmeter explizit für die dezentrale Versickerung in Mulden genutzt. Auf der gesamten Platzfläche befinden sich neun Mulden mit unterschiedlichen Flächengrößen sowie Einstautiefen. Um eine Bepflanzung mit Bäumen zu ermöglichen, müssen die Mulden eine Flächengröße von mindestens 20 Quadratmeter aufweisen.

 

Eine große Herausforderung war das sehr dichte und über die Platzfläche verteilte Leitungsnetz. Gemäß der Vorgaben der Wasserschutzbehörde dürfen keine Medienleitungen in Versickerungsmulden vorhanden sein. Dies führte zu intensiven Abstimmungen mit Versorgern. Teils konnten Leitungen ohne Weiteres verlegt werden, teils mussten die Mulden neu positioniert oder dimensioniert werden.

Die Kosten der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung belaufen sich voraussichtlich auf 150 000 Euro. Ein Großteil der Kosten entfällt hierbei auf die Maßnahmen bezüglich des Bodenaustauschs, um die Versickerungsfähigkeit herzustellen sowie die Versickerung über schadstofffreien Boden zu gewährleisten.

 

Ein direktes Förderprogramm für die Maßnahme der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung liegt im diesen Fall nicht vor. Die Gesamtmaßnahme „Neugestaltung des Vorplatzes des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde” wird durch das Förderprogramm „Nachhaltige Erneuerung“ finanziert.

Die Besonderheit bei diesem Projekt hinsichtlich des Regenwassers ist die komplette Entkopplung eines innerstädtischen Platzes vom Kanalnetz.
Die für die dezentrale Entwässerung geschaffenen, entsiegelten Flächen erhalten dabei nicht nur eine rein funktionale Rolle, sondern leisten durch die Bepflanzung mit Bäumen und Wiesenkräutern auch einen wichtigen gestalterischen sowie ökologischen Beitrag im städtischen Kontext.

 

Die “Pfütze” als gestalterisches sowie erzählerisches Element gibt dem Platz zusätzlich einen eigenen Charakter – ruhig und besinnlich, spielerisch und lebendig sowie nicht zuletzt: klimaangepasst.

 

Hervorzuheben sind ebenfalls die intensiven Abstimmungen mit den Berliner Wasserbetrieben. Da das Planungsgebiet offiziell gewidmetes Straßenland ist, werden die Versickerungsbeete nach der Fertigstellung von den Berliner Wasserbetrieben unterhalten und müssen deren planerischen Vorgaben und Standards entsprechen.