Waldorfschule am Prenzlauer Berg

Projektstatus

Umgesetzt/Fertiggestellt

Standort

Berlin, Pankow

Projekttypologie

Bildungs-‚ Kultur- und Gesundheitseinrichtungen

Maßnahme

Dachbegrünung Entsiegelung oder teildurchlässige Flächenbefestigung Versickerung

Fertigstellung

2017

Grundstücksfläche

3.950 qm

Versiegelte Fläche
(nach Fertigstellung)

750 qm

Kurzbeschreibung

In der Freien Waldorfschule am Prenzlauer Berg wurde der Schulhof nahezu komplett entsiegelt. Unter Anleitung eines Planungsprofis gestalten und pflegen Kollegium, Eltern und Kinder die entstandenen Freiräume. Besonders im Blick: Pflanzen und Regenwasser als natürliche Ressourcen.

Das Souterrain des Hauptgebäudes wurde freigelegt. Begrünte Terrassen führen zu einem gekiesten Werkhof.

Das Souterrain des Hauptgebäudes wurde freigelegt. Begrünte Terrassen führen zu einem gekiesten Werkhof.

Eine von drei bepflanzten Mulden

Eine von drei bepflanzten Mulden

Eine von drei bepflanzten Mulden

Schulhof vor der Entsiegelung

Schulhof nach der Entsiegelung

Projektdetails

Früher stand bei Starkregen eine riesige Wasserpfütze auf dem komplett asphaltierten Schulhof. Einige Zeit nachdem der Förderverein das Grundstück aus dem Berliner Liegenschaftsfonds erworben hatte, wurde die Entsiegelung zugunsten der Aufenthaltsqualität angestrebt.   Der Boden vor Ort ist mit Versickerungsbeiwerten von 1*10-5 bis 1*10-6 m/s durchlässig und die Schule befindet sich nicht im Wasserschutzgebiet. Jedoch gilt der Hof als Altlastenverdachtsfläche.
Eltern und Pädagogen gründeten einen Arbeitskreis "Außengelände". In Eigenregie entsiegelten sie erst kleine Flächen, dann wurde der Entschluss gefasst, das Gelände umfassend neu zu gestalten und zu begrünen.   Regenwasser sollte von den Außenanlagen nicht mehr in die Kanalisation abgeleitet werden, sondern vielmehr als spielerisches und gestalterisches Element nutzbar sein. Das Regenwasser sollte unbedingt für die Kinder weiterhin sichtbar und erlebbar bleiben und nicht sofort unter der Erde verschwinden.
Auf dem Schulgelände wurde eine breite Maßnahmenpalette mit extensiver Dachbegrünung, Oberflächenversickerung, Versickerung über bepflanzte Mulden, Mulden-Rigolen und zwei Füllkörperrigolen umgesetzt.   Zunächst mussten die Voraussetzungen zur Versickerung des Regenwassers geschaffen werden. Für den Bau von Rigolen wurden über drei Meter Asphalt, Schutt, Beton und sogar altes Kopfsteinpflaster ausgegraben und durch neuen Boden ersetzt - ein anfangs nicht absehbarer Kostenfaktor.   Anschließend ließen sich in den Folgejahren weitere Maßnahmen dezentraler Regenwasserbewirtschaftung bauen. Zum Schulhof, Schulgebäude und Hort führt ein gepflasterter Weg, parallel dazu verläuft eine Feuerwehrzufahrt. Das Regenwasser, das von diesen Flächen nicht in eines der zahlreichen Beete oder Grünflächen fließt, wird in einer gepflasterten Rinne gesammelt und in eine große Füllkörperrigole unterhalb des Platzes eingeleitet. Der Platz selbst besteht aus einer wassergebundenen Wegedecke, durch die bereits ein Teil des Regenwassers versickert.   Das Souterrain des Hauptgebäudes wurde freigelegt. Begrünte Terrassen führen zu einem gekiesten Werkhof. Unter dem Kies fließt das Regenwasser über einen verdichteten, geneigten Untergrund in oben geschlitzte Drainagerohre. Von dort aus gelangt das Wasser in drei bepflanzte Mulden. Das Vordach über dem Treppenaufgang zur Schule wird über ein Fallrohr mit Auslauf und Froschklappe ebenfalls in eine der Mulden entwässert. Für eine ausreichende Versickerung liegen unter zwei Mulden zusätzlich Kiesrigolen.   Den Hort ziert eine extensive Dachbegrünung. Regenwasser, das nicht verdunstet, wird in eine weitere, unterhalb der zentralen Rasenfläche liegende Füllkörperrigole geleitet, um dort langsam zu versickern. Nur das Regenwasser auf dem Dach des alten Schulbaus wird nicht vor Ort bewirtschaftet, da eine innenliegende Entwässerung und Dachumbauten zu umfangreich und statisch problematisch gewesen wären.   Das Regenwasserkonzept funktioniert sehr gut – sogar erste Starkregenereignisse hat die Schule schon überstanden.
  • In die Finanzierung sämtlicher Baumaßnahmen flossen sowohl Mittel des Fördervereins als auch öffentliche Gelder. Die Waldorfschule erhielt unter anderem eine umfassende Unterstützung durch das »Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung« (BENE).
  • Kosten zur Planung und Umsetzung des Regenwasserbewirtschaftungskonzepts: ca. 58 000 Euro
  • Kosten für den Betrieb der Anlagen: sehr gering, da das Spülen der Rigolen und der Rückschnitt der Bepflanzung bei den Mulden von den Hausmeistern bzw. dem Gartenkreis geleistet wird.
Ein besonderes Augenmerk legte der Arbeitskreis auf die Gestaltung der Mulden. Diese sollten lebendiger gestaltet werden, als herkömmliche Rasenmulden. Das Ergebnis ist eine für die Feuchteverhältnisse geeignete Bepflanzung. Größere Pflanzen, wie etwa Bambus, erhielten eine Wurzelsperre zur Rigole. Im Gartenbauunterricht für die Klassen 1-6 werden die Pflanzkonzepte mit den Schulkindern nach und nach weiterentwickelt. Die Pflege der Anlage liegt ebenfalls zu großen Teilen in den Händen der Lehrenden und Lernenden. Dank der Bepflanzung ließen sich zudem Bedenken zerstreuen, die gefüllten Mulden könnten eine Gefahrenquelle für die Kinder darstellen.   Die Idee, Regenwasser in einer Zisterne zu sammeln und zum Spielen und Bewässern zu nutzen, wurde wegen des zu hohen Aufwands verworfen.   Immerhin: Die an das Grundstück angrenzende Sporthalle des Bezirks Pankow wird derzeit saniert. Das auf dem Dach der Turnhalle anfallende Regenwasser soll in einer Zisterne gesammelt werden. Im Sinne einer grundstücksübergreifenden Lösung soll die Waldorfschule den Speicher in Zukunft für Bewässerungszwecke mit nutzen können.   Zudem gibt es für die Kinder, auch als Ersatz für die nun fehlende große Pfütze, einen Wasserspielplatz. Hier erhielt nach eingehender Diskussion aber Leitungswasser als Spielwasser den Vorzug.

Dokumentation

Weiterführende Links

GM013 Landschaftsarchitektur

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