Verkehrsberuhigung mit Mehrwert: Der Graefekiez in Kreuzberg

Zwischen 16 und 80 Quadratmeter groß sind die bepflanzten Grünflächen, die im Kreuzberger Graefekiez die Straßen säumen. Vor allem dort, wo Wurzeln bereits den Gehweg angehoben hatten, wurden die Baumscheiben erweitert. Engagierte Hobbygärtner:innen aus der Nachbarschaft kümmern sich um Stauden und Blumenwiesen, die dort seit 2024 wachsen. Vor der Schule in der Böckhstraße befindet sich nun ein grünes Klassenzimmer mit Sitzmöglichkeiten und Hochbeeten.
„Wir haben im Projekt Graefekiez in zwei Straßenabschnitten wieder einen verkehrsberuhigten Bereich geschaffen, der diesen Namen auch verdient: dank entsiegelter und begrünter Flächen auf ehemaligen Parkplätzen, geteilter Mobilität, Radstellplätzen, Lade- und Lieferzonen“, berichtet Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg, beim Spaziergang mit fast 40 Personen am 24. Juni 2024.
Seit den 1980er Jahren ist der Graefekiez verkehrsberuhigt. Egal ob zu Fuß, auf zwei oder vier Rädern unterwegs: alle sind gleichgestellt. Der motorisierte Verkehr darf lediglich Schrittgeschwindigkeit fahren. In der Realität war davon allerdings kaum mehr was zu spüren, es ging im zunehmenden Auto- und Lieferverkehr und durch die klare Trennung von Straße, Gehwegen und Kfz-Stellplätzen irgendwann völlig unter. Nutzungskonflikte auf der Straße, schlecht einsehbare Kreuzungen und von Schritttempo keine Spur. Gerade für Kinder und Jugendliche, die die Schulen und Kitas in dem Quartier besuchen, war der Graefekiez in einigen Bereichen nicht mehr verkehrssicher.

»Durch die Umgestaltungen haben sich Verkehrssicherheit und Lebensqualität deutlich erhöht.«
„Durch die Umgestaltungen haben sich Verkehrssicherheit und Lebensqualität deutlich erhöht“, so Weisbrich. „Und der Kiez leistet seinen Teil gegen die Folgen des Klimawandels: Regenwasser kann hier heute großflächig versickern, Straßen und Gehwege sind bei Starkregen besser vor Überschwemmungen geschützt, Bäume, Sträucher und Wiesen sorgen für saubere Luft und bei Hitze für Abkühlung.“






Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hat die Umgestaltungen begleitet. Frühzeitig waren auch die Anwohner:innen, Gewerbetreibende, Lieferant:innen und weitere Interessengruppen eingebunden.
Den Austausch fördern
Seit 2024 organisiert die Berliner Regenwasseragentur regelmäßig Erkundungsspaziergänge durch Berliner Kieze, in denen niedrigschwellige Lösungen bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Das fördert den informellen Erfahrungsaustausch untereinander. Die Spaziergänge sind vor allem für die Vertreter:innen von Straßen- und Grünflächenämtern und Senatsverwaltungen sowie die Klimaschutzbeauftragten der Bezirke gedacht. Aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen.
2025 sind weitere Spaziergänge geplant – unter anderem zu den sogenannten Grünen Gullys in Berlin-Mitte.
Ansprechpartner bei der Regenwasseragentur ist Daniel Geisler.