Bäume gerettet, Gefahr gebannt: Die Ruhlsdorfer Straße in Kreuzberg

Die 19 Japanischen Schnurrbäume, die die Ruhlsdorfer Straße in Kreuzberg auf beiden Seiten säumen, haben mächtige Wurzeln. So mächtig, dass sie Asphalt und Gehwegplatten an vielen Stellen hochgedrückt und teilweise zerstört haben – eine Gefahr für Fußgängerinnen, Rad- und Autofahrer.

Beschädigte Fußgängerwege und Fahrbahnen in der Ruhlsdorfer Straße vor der Sanierung



„Bei acht der 19 Bäume sind die Wurzeln regelrecht mit dem Asphalt verwachsen. Man hätte sie schon mit der Säge voneinander trennen müssen, um den Belag zu erneuern. Die ansonsten gesunden Bäume hätten dann allerdings nicht mehr genug Halt gehabt und gefällt werden müssen“, berichtet Projektleiter Mehmet Dilek aus dem Straßen- und Grünflächenamt Friedrichshain-Kreuzberg beim Spaziergang am 2. Dezember 2024 mit ca. 25 Interessierten. „Um das zu verhindern, haben wir uns dafür entschieden, die Baumscheiben großflächig und teilweise bis in den Straßenraum zu erweitern, mit Substrat aufzufüllen und mit klimaresilienten und zu unterschiedlichen Zeiten blühenden Wildstauden zu bepflanzen.“

»Straßen und Gehwege sind nun wieder sicher. Und die Bäume können auch in Zukunft für gute Luft und Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen.«
Regenwasser wird nun von der Straße und den Gehwegen in die großen Baumscheiben geleitet. Hier versickert es und kommt den Bäumen zugute. Nur wenn der Boden bei extremen Niederschlägen nicht alles aufnehmen kann, fließt Wasser zusätzlich in die vorhandenen Gullys und die Kanalisation. Durch die Umgestaltung sind auf der etwa 120 Meter langen Straße 37 Parkplätze weggefallen, aber dafür sind Straßen und Gehwege nun wieder sicher. „Und die Bäume können auch in Zukunft für gute Luft und Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen.“
Der Fachbereich Ökohydrologie der TU Berlin begleitet das Projekt mit einem Monitoring. „Mithilfe von Sensoren unter Gehwegplatten, Kleinpflaster, entsiegelten Baumscheiben und asphaltierten Parkplatzflächen überprüfen wir regelmäßig die Bodenfeuchtigkeitswerte”, erläutert Senior Scientist Björn Kluge. „Die gesammelten Daten liefern wichtige Erkenntnisse für künftige Klimaanpassungsprojekte.“


Baumscheibe nach Vergrößerung


Obwohl es einigen Abstimmungsbedarf mit der Berliner Stadtreinigung, den Berliner Wasserbetrieben und der Wasserbehörde gab, hat es von der Idee bis zur fertigen Umsetzung gerade mal ein halbes Jahr gedauert. „Das ist auch der besonders praxiserprobten Gruppe ‚Umsetzung von Baumaßnahmen‘ zu verdanken, die das Straßen- und Grünflächenamt ins Leben gerufen hat, um solche Sonderprojekte kurzfristig umzusetzen“, betont Dilek.
Den Austausch fördern
Seit 2024 organisiert die Berliner Regenwasseragentur regelmäßig Erkundungsspaziergänge durch Berliner Kieze, in denen niedrigschwellige Lösungen bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Das fördert den informellen Erfahrungsaustausch untereinander. Die Spaziergänge sind vor allem für die Vertreter:innen von Straßen- und Grünflächenämtern und Senatsverwaltungen sowie die Klimaschutzbeauftragten der Bezirke gedacht. Aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen.
2025 sind weitere Spaziergänge geplant – unter anderem zu den sogenannten Grünen Gullys in Berlin-Mitte.
Ansprechpartner bei der Regenwasseragentur ist Daniel Geisler.