Klimafit und sicher: Der Schillerkiez in Neukölln

Dank Entsiegelung haben die Baumwurzeln wieder mehr Raum. Mehrere Neuköllner Straßen sind nun klimaangepasst und besser auf Rad- und Fußverkehr ausgerichtet. Ein Spaziergang durch den Schillerkiez.

04.04.2025

Entsiegelung Niedrigschwellige Lösung Stadtgrün

Bäume im Schillerkiez Ahnen&Enkel/Silke Reents

Bäume in der Weisestraße in Berlin-Neukölln

Dichte Bebauung, ein hoher Grad an Versiegelung und alte Bäume, deren Wurzeln sich weit unterhalb der Fahrbahnen ausbreiten und Geh- und Radwege zu Buckelpisten gemacht haben – im Neuköllner Schillerkiez besteht Handlungsdruck: Die Gehwege müssen saniert, die Straßenbäume geschützt und gestärkt, der Kiez besser an die Folgen des Klimawandels angepasst werden.

Blick in gepflasterte Straße Ahnen & Enkel/Silke Reents

Blick in die Weisestraße

kleine Baumscheibe umstellt mit Auto und Motorrad Ahnen & Enkel/Silke Reents
Baumwurzeln, die einen Radweg überwuchern Ahnen&Enkel/Silke Reents

Beschädigte Fuß- und Radwege in der Oderstraße

Baumwurzeln, die sich ihren Weg durch Fußgängerwege und Fahrbahnen suchen Ahnen&Enkel/Silke Reents

„Wir haben bereits 2022 als Modellprojekt in einem Teil der Weisestraße die Baumscheiben erweitert und dafür Teile von Straße und Gehwegen entsiegelt. So haben die Wurzeln mehr Raum. Außerdem wurde die Bodenqualität verbessert“, erzählt Guido Fellhölter, Fachgebietsleiter für Straßenbäume im Bezirk, beim Spaziergang am 30. September 2024 mit ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Guido Fellhölter Ahnen&Enkel/Silke Reents

»Wir haben Baumscheiben erweitert und dafür Teile von Straße und Gehwegen entsiegelt. So haben Wurzeln mehr Raum.«

Guido Fellhölter Fachgebietsleiter für Straßenbäume im Bezirk Neukölln

Zwölf von insgesamt 33 Parkplätzen seien dadurch weggefallen. Auf den entsiegelten Stellflächen befinden sich heute Fahrradbügel. „Dank der Erneuerung der stark beschädigten Gehwege bleibt Regenwasser hier nun nicht mehr in großen Pfützen stehen, sondern fließt dank leichtem Gefälle zu den Baumscheiben.“

Entsiegelte Stellfläche mit Fahrradbügel Ahnen&Enkel/Silke Reents

Entsiegelte Stellfläche mit Fahrradbügeln vor Baumscheibe in der Weisestraße

Ahnen&Enkel/Silke Reents
Fahrradstellplätze neben Baumscheibe Ahnen&Enkel/Silke Reents

Erweiterte Baumscheibe

Fahrradstellplätze neben kleiner Baumscheibe Ahnen & Enkel/Silke Reents

In Oder- und Allerstraße unmittelbar am Tempelhofer Feld hat der Bezirk die Baumscheiben ebenfalls vergrößert und bepflanzt, allerdings nicht bis in den Straßenraum hinein. „Sonst hätten die Straßenabläufe neu geplant werden müssen“, erläutert Fellhölter. In der Allerstraße wurden sie im Unterstreifen der Gehwege erweitert. In der Oderstraße nehmen sie nun die Fläche des früheren Radwegs ein, während die gesamte Fahrbahn zur Fahrradstraße wird. Auch hier fließen die Niederschläge jetzt direkt zu den Baumscheiben.

kaputter Fahrradweg Ahnen&Enkel/Silke Reents

Ehemaliger Fahrradweg in der Oderstraße

große zusammenhängende Baumscheibe Ahnen&Enkel/Silke Reents

Fahrradweg nach der Umgestaltung

Ahnen&Enkel/Silke Reents

Sanierung eines Fußgängerweges in der Oderstraße

Ahnen&Enkel/Silke Reents

Fußgängerweg nach der Sanierung: Das Gefälle der Flächen leiten das Regenwasser zur Baumscheibe.

Auch die Schillerpromenade mit ihrem baumbewachsenen Mittelstreifen sowie der Herrfurthplatz werden umgestaltet. Hier steht im Vordergrund, den Verkehr zu entschleunigen und die Gegend für Fußgänger und Radfahrer sicherer zu machen.

„Promenade und Platz sollen nicht nur schöner und praktischer werden, sondern auch besser an die künftigen klimatischen Anforderungen angepasst werden.“ Beispielsweise soll Regenwasser möglichst nicht mehr in die Kanalisation fließen, sondern vor allem zum Bewässern der Bäume genutzt werden. „Durch die Umgestaltung wollen wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen vor Ort unter einen Hut bringen. Deshalb binden wir Anwohnende und Gewerbebetreibende intensiv in den Planungsprozess ein.“

Den Austausch fördern

Seit 2024 organisiert die Berliner Regenwasseragentur regelmäßig Erkundungsspaziergänge durch Berliner Kieze, in denen niedrigschwellige Lösungen bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Das fördert den informellen Erfahrungsaustausch untereinander. Die Spaziergänge sind vor allem für die Vertreter:innen von Straßen- und Grünflächenämtern und Senatsverwaltungen sowie die Klimaschutzbeauftragten der Bezirke gedacht. Aber auch alle anderen Interessierten sind willkommen.

2025 sind weitere Spaziergänge geplant – unter anderem zu den sogenannten Grünen Gullys in Berlin-Mitte.

Ansprechpartner bei der Regenwasseragentur ist Daniel Geisler.