Stadtplatz mit Versickerung
Genug Platz für alle

Der Freiburger Zollhallenplatz vereint vielfältige Nutzungsansprüche: Er lädt zum Verweilen ein, bietet Raum für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen, Feste und Märkte und hält den Regen durch bepflanzte Versickerungsflächen, Mulden und Rigolen komplett zurück.

06. Oktober 2022
Begrünte Flächen und durchlässige Belagsfugen auf dem Zollhallenplatz Freiburg

Nachdem die denkmalgeschützte Zollhalle, die dem Platz ihren Namen gibt, 2009 saniert wurde, entschloss man sich dazu, nun auch den Platz vor dem geschichtsträchtigen Gebäude zu modernisieren. Vor der markanten Kulisse der Zollhalle ist er gleichermaßen repräsentativer Eingang wie auch ein Platz für urbanes Leben. Prägend beim Entwurf des Platzes war die Verbindung zwischen historischen und modernen Elementen. So soll der Platz für vielfältige Nutzungen offen sein.

Lage: Freiburg

Baujahr: 1905

Abkopplung/Sanierung: Fertigstellung 2013

Eigentümer:in: aurelis Real Estate GmbH & Co. KG/Stadt Freiburg

Planer:in: Ramboll Studio Dreiseitl, Überlingen (verantwortlich: Dieter Grau und Rudolf Mager)

Der im Grundriss dreieckige Platz fällt topografisch zur Zollhalle hin ab, weshalb der Platz seitlich leicht terrassiert wurde.

Die Umgestaltung des Zollhallenplatzes kostete insgesamt 800.000 Euro.

Grundstücksfläche: 5.600 m²

Verbleibende versiegelte Fläche: 5.040 m²

Abgekoppelte Fläche (100 % Abkopplung): 5.600 m²

Versickerungsfläche: 560 m²

Umgesetzte Maßnahmen

Der Abfluss des anfallenden Regenwassers wird durch begrünte Flächen und durchlässige Belagsfugen reduziert, um die Niederschläge auf dem Platz zu versickern. Das überschüssige Regenwasser wird in einer Kunststoff-Füllkörperrigole zwischengespeichert. Auf dem Weg in die Rigole wird das Regenwasser mechanisch in Filter- und Absetzschächten gereinigt. Somit gelangt kein verunreinigtes Regenwasser ins Grundwasser.

 

In keinem Fall wird Regenwasser der Kanalisation zugeführt. Bei sehr starken Regenereignissen fungiert der Platz selbst und einige zu Mulden ausgeschliffene Betonplatten als Retentionsfläche. Eine Besonderheit der Platzgestaltung ist, dass 100 % der neu gestalteten Oberflächen mit gebrauchten, hochwertigen Abbruchmaterialien von dem umliegenden Güterbahnhofsgelände hergestellt wurden.

Herausforderungen

Es gab jahrelange, mitunter heftige Diskussionen um die Zukunft des Areals im Freiburger Norden. Das 1905 erbaute Güterbahnhofsgelände büßte in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung ein und wurde nun mit der Umgestaltung zu neuem Leben erweckt.

Exkurs

Stadtstruktur- bzw. Flächentyp: Stadtplatz/Promenade

Der Zollhallenplatz lässt sich in der Berliner Systematik der Flächen- bzw. übergeordneten Stadtstrukturtypen (siehe Umweltatlas Berlin) dem Flächentyp “Stadtplatz/Promenade” zuordnen, der 60 ha bzw. ca. 0,07 % der Berliner Gesamtfläche ausmacht. Dies meint öffentliche Räume des städtischen Lebens, die als Aufenthaltsorte zu Freizeit- und Erholungszwecken, als Versammlungsflächen, Marktplätze u. ä. oder Fußgänger:innen und Radfahrer:innen als Bewegungsraum abseits des Straßenverkehrs dienen.

 

Da dieser Flächentyp gegenüber anderen Grün- und Freiflächen-Typen generell einen höheren Versiegelungsgrad und weniger Grün aufweist, bieten sich hier wichtige Potenziale für Abkopplung. Eine Abkopplung dieser Flächen durch die Umsetzung von Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung entlastet nicht nur die Kanalisation, sondern kann auch Überflutungsrisiken verringern, Hitze vorbeugen, Plätze blau-grüner gestalten und damit die Aufenthaltsqualität erhöhen.