Forum Regenwasser
10 Ideen für die Schwammhauptstadt

Baumpfützen, Regenbänke, blaue Perlen: Wir haben uns auf die Suche nach Ideen begeben, die dabei helfen, den Umbau Berlins zur Schwammstadt zu beschleunigen. Am 21. Juni war es soweit. Die 10 Ideen für die Schwammhauptstadt wurden präsentiert und intensiv diskutiert.

22. Juni 2023
Laura Tams, Wissenschaftlerin am Institut für Ökologie, Fachgebiet Ökohydrologie und Landschaftsbewertung, TU Berlin

10 meisterhaft vorgetragene Ideen für die Schwammhauptstadt

1 bezaubernder Ort

2 überraschende Grußworte

1 forschende Künstlerin

250 engagierte Gäste und

unzählige gute Gespräche

 

Unser Forum Regenwasser war ein Fest! Vielen Dank an alle Beteiligten! 

 

 

Die siegreichen Ideen und Ihre Ideengeber:innen:

Idee 1: Mehr grundstücksübergreifende Lösungen für die Regenwasserbewirtschaftung finden – PUBLIKUMSSIEGER

Um Straßenbäume zu bewässern, Parkanlagen Wasser zuführen oder Teiche, Seen und Biotopbereiche mit Regenwasser aufzufüllen, muss Regenwasserbewirtschaftung grundstücksübergreifend gedacht werden, fordert Sven Hänichen, Ingenieur und Geschäftsführer bei oikotec Ingenieur*innen GmbH, und liefert das Best Practice gleich mit: die Bewässerung eines Friedhofs in Friedrichshain mit dem Regenwasser eines benachbarten Bürogebäudes.

 

Ideengeber: Sven Hänichen und oikotec Ingenieur*innen GmbH

Idee 2: Einfach zu installierende Vertikalbegrünung für maximale Wasserspeicherung und Klimaschutz

Ein Verbundprojekt zwischen TU Berlin und dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen UfU e.V. hat ein Vertikalbegrünungssystem entwickelt, das an bestehende Gebäude installiert werden kann. Dieses schon geförderte Pilotprojekt wurde als konkrete Maßnahme zu Klimaschutz und -anpassung an Schulgebäuden und in die Bildungsarbeit der Schulen implementiert. Dadurch wurde eine Fallstudie geschaffen, die auf andere landeseigenen (Schul-)gebäude im Sinne des Schwammstadtkonzeptes angewandt werden kann.

 

Ideengeber:innen: Yannick Dahm, Mitarbeiter FaBiKli Projekt und Wissenschaftler am Institut für Ökologie, Fachgebiet Ökohydrologie und Landschaftsbewertung an der TU Berlin und Swenja Rosenwinkel, Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V.

Idee 3: Nachhaltige Umgestaltung des Tempelhofer Damms – Entsiegelung und Regenwasserrückhaltung

Studierende und Unternehmer suchen im Umfeld des Tempelhofer Damms nach Potentialen für den wasserbewussten Umbau konkreter Standorte und schlagen diese der Verwaltung vor: Flächen, die entsiegelt und bepflanzt werden können; Baumscheiben, die vergrößert werden können; Grünflächen, in die das Regenwasser angrenzender Gebäude geleitet werden könnte.

 

Ideengeber: Sven Neitzel, Studierender im Master Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, Werner Schmidt, Unternehmer-Initiative Tempelhofer Damm, und weitere.

Idee 4: BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH goes Schwammstadt

Die AG Schwammstadt der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, im Unternehmen eine umfassende Strategie der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung zu verankern. Dafür klären die Mitglieder der Arbeitsgruppe über das Thema Schwammstadt auf, organisieren Fortbildungen, stoßen Pilotprojekte an, verändern Arbeitsprozesse und Arbeitsstrukturen und beziehen in den Prozess sämtliche Baumanager:innen des 5.000 Liegenschaften verwaltenden Unternehmens ein.

 

Ideengeber:innen: Leonie Püttmann, BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, und das Team der AG Schwammstadt

Idee 5: Baumpfützen (er-)schaffen! – PUBLIKUMSSIEGER

Laura Tams und Björn Kluge möchten Straßenbäume mit Regenwasser durch (Mini-) Muldeninfiltrationsspeicher (Pfützen) bewässern. Dafür sind die Gehwege so zu verändern, dass das Regenwasser in Richtung Baumscheiben bzw. in die Zwischenräume zweier Straßenbäume fließt, sich in temporären Pfützen sammelt und langsam versickert. Das in Berlin traditionell verlegte „Bernburger Mosaik“ aus kleinen Pflastersteinen bildet durch den hohen Fugenanteil eine sehr gute Infiltrationsgrundlage.

 

Ideengeber:innen: Laura Tams und Dr. Björn Kluge, Wissenschaftler am Institut für Ökologie, Fachgebiet Ökohydrologie und Landschaftsbewertung, TU Berlin

Kunstpause

Teil des Bühnenprogramms war ein Gespräch mit Mirja Busch. Seit über zehn Jahren arbeitet die bildende Künstlerin mit Pfützen und experimentiert mit verschiedenen Formen ihrer Archivierung. Ob als fotografische Sammlung, in flüssiger Form, in ethnografischen Beobachtungen oder über Sprache – Mirja Busch rückt das oft übersehene Phänomen „Pfütze“ in den Fokus der Betrachtung und eröffnet so neue Perspektiven. Vielen Dank, liebe Mirja, für das Gespräch.

Idee 6: Klimaanpassungskonzept südliche Mierendorffinsel

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf lässt in Kooperation mit The Nature Conservancy erstmalig in Berlin ein lokales Klimaanpassungskonzept auf der südlichen Mierendorffinsel erstellen. Es werden konkrete Vorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen erarbeitet und die planerischen Voraussetzungen für längerfristige Maßnahmen geschaffen. Klimasimulationen liefern Hinweise auf klimabedingte Risiken. Kernbestandteil im Prozess von Analyse bis Maßnahmenplanung ist die Beteiligung von Anwohnenden.

 

Ideengeber: Dr. Ulrich Heink, Fachbereichsleiter Naturschutz beim Umwelt- und Naturschutzamt Charlottenburg-Wilmersdorf

Idee 7: Wertical – Vertikale Regenwasserrückhaltung

Tillmann Uhrig hat ein modulares System zur dezentralen Regenrückhaltung im bebauten Umfeld entwickelt. Das System nimmt anfallendes Regenwasser von Dächern und Gebäudehüllen auf, speichert es und gibt es sukzessiv an lokale Grünflächen ab. Das Regenwasser wird vertikal gespeichert. Die Außenwand des Systems wird begrünt und versorgt sich selbstständig mit Feuchtigkeit. Es wird die Höhe des Raums genutzt, nicht die Fläche, es ist wiederverwendbar und skalierbar.

 

Ideengeber: Tillmann Uhrig, arbeitet als Landschaftsarchitekt

Idee 8: Blaue Perlen für Berlin – Renaturierung von Kleingewässern durch Kooperation beim Regenwassermanagement

Die Berliner Kleingewässer müssen mit Regenwasser gestützt werden. Die Kleingewässer selbst befinden sich häufig in öffentlichen Grünanlagen, das zu generierende Regenwasser muss von umgebenden, i.d.R. privaten, Flächen kommen. Es müssen also verschiedene Akteure aus der Verwaltung und dem privaten Sektor gemeinsam agieren. In einem Pilotprojekt von Senatsumweltverwaltung und Stiftung Naturschutz wird nach möglichen Kooperationen gesucht.

 

Ideengeberin: Irma Stopka, Bereichsleitung Naturschutz und Umweltbildung bei der Stiftung Naturschutz Berlin, und das Team „Blaue Perlen für Berlin

Idee 9: Sitzbänke mit Regenwasserspeicher und Infotafeln – PUBLIKUMSSIEGER

Rhea Rennert möchte Sitzbänke mit Regenwasserspeicher an Hauswänden in der Nähe von Regenrohren platzieren. Mit dem gesammelten Regenwasser können Bürger:innen nahegelegene Bäume bewässern. Die Bänke haben eine bequeme Holzsitzfläche und Lehne und dienen als Aufenthaltsort und Raststätte (bei großer Hitze). Zudem sind als Element der Umweltbildung Infotafeln über Stadtbäume und das Schwammstadtkonzept vorgesehen.

 

Ideengeberin: Rhea Rennert, Studierende im Master Stadtökologie an der TU Berlin

Idee 10: Kühle Frische im heißen Neukölln – Schillerschwamm!

Der Bezirk Neukölln möchte Straßenräume so umbauen, dass Bäume bessere Bedingungen erhalten. Das Regenwasser soll im Wurzelbereich der Bäume versickern. Dafür werden die Wurzelräume vergrößert und so angelegt, dass Luft und Wasser zu den Wurzeln gelangt. Wie ein Schwamm soll der Boden das Wasser aufsaugen und an die Wurzeln abgeben. Die Gehwege werden so verändert, dass Regenwasser in die Baumscheiben fließt. Baumaßnahmen in der Oder- und Weisestraße geplant.

 

Ideengeber: Guido Fellhölter, Sachgebietsleiter Straßenbäume, -begleitgrün, Leitungsverwaltung beim Straßen- und Grünflächenamt Neukölln, Frank Riebesell, hochC LANDSCHAFTSARCHITEKTEN PartGmbB

Grußwort Staatssekretärin Britta Behrendt

Staatsekretärin für Klimaschutz und Umwelt, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt

Grußwort von Prof. Dr. Christoph Donner

Vorstandsvorsitzender Berliner Wasserbetriebe

Forum Regenwasser: 10 Ideen für die Schwammhauptstadt, 21. Juni 2023, 14-18 Uhr (mit anschließendem lockeren Beisammensein), ufaFabrik Berlin, Viktoriastraße 10-18, 12105 Berlin-Tempelhof (Theatersaal und Sommerbühne)

 

Programm ab 14 Uhr:

  • Grußwort der Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt Britta Behrendt LL.M. (Cape Town) bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
  • Grußwort des Vorstandsvorsitzenden der Berliner Wasserbetriebe, Prof. Dr. Christoph Donner
  • Vorstellung der ersten 5 Ideen für die Schwammhauptstadt
  • Kunstpause: Gespräch mit Mirja Busch, bildende Künstlerin mit Schwerpunkt in der künstlerischen Forschung, über die begleitende Ausstellung “PFÜTZENARCHIV”
  • Vorstellung der zweiten 5 Ideen für die Schwammhauptstadt
  • Offene Diskussion mit den Ideengeber:innen in Kleingruppen
  • Gesprächsrunde, Auszeichnung und Publikumsvoting
  • ab 18 Uhr: lockeres Beisammensein

Begleitend zum Forum Regenwasser fanden Führungen über das Gelände der ufaFabrik statt. Wir danken Sigrid Niemer, Werner Wiartalla und Marco Schmidt für Ihr Engagement.

 

Führung 1 Das ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzept der ufaFabrik (Kultur, Ökologie, Gemeinschaft etc.) mit Sigrid Niemer, Mitbegründerin der ufaFabrik und Mediatorin, systemischer Coach, Konfliktberaterin

 

Führung 2 Die ökologischen Projekte der ufaFabrik (Energie, Wasser, Begrünung etc.) mit Werner Wiartalla, Mitbegründer der ufaFabrik und Dipl. Physik-Ingenieur

 

Führung 3 Das Konzept für die Regenwasserbewirtschaftung der ufaFabrik mit Marco Schmidt (angefragt), wissenschaftlicher Referent am BBSR und Institut für Architektur der TU Berlin

Alle 73 eingereichten Ideen gibt es hier zum Nachlesen.

Forum Regenwasser

Regenwasser zu bewirtschaften ist Teamwork: Einmal im Jahr diskutieren wir mit Verwaltungen, Wohnungsunternehmen, Immobilieneigentümer:innen, Planer:innen und Bürger:innen darüber, wie wir gemeinsam den Wandel hin zu einer wasserbewussten Stadt gestalten können. Das Format ist dabei immer ein anderes. Im Jahr 2023 rufen wir zu einem Ideenwettbewerb auf.

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