Grauwasserrecycling mit Wärmerückgewinnung
Es lohnt sich, beim Grauwasserrecycling immer auch die Abwärmenutzung mitzudenken. Abwasser hat im Jahresverlauf eine Temperatur von etwa zehn bis 20 Grad, der Ablauf von Dusche und Badewanne im Mittel sogar von mehr als 30 °C. Diese Wärme geht normalerweise ungenutzt verloren. Wenn Sie sie jedoch mithilfe einer Wärmerückgewinnungsanlage für die Warmwasserbereitung oder – in Kombination mit einer Abwasser-Wärmepumpe – zum Heizen nutzen, benötigen Sie sehr viel weniger Energie. Grauwasserrecycling mit Wärmerückgewinnung spart finanziell etwa doppelt so viel ein wie reines Grauwasserrecycling.
Und so funktioniert’s: Zunächst wird das warme Grauwasser mittels Sieb von störenden Stoffen gereinigt. Ein Wärmetauscher entzieht dem Abwasser anschließend die Wärmeenergie, die dann in einem Pufferspeicher zwischengelagert wird. Mit ihr lässt sich das etwa 10°C kalte Trinkwasser bei Bedarf je nach System auf etwa 25°C oder sogar auf 40°C vorerwärmen. Anschließend wird es beispielsweise im Boiler, über eine Gastherme oder ein Blockheizkraftwerk auf die notwendige Endtemperatur von circa 60°C gebracht. Wie das Beispiel eines Mehrfamilienhauses in Berlin zeigt, spart schon eine Erwärmung auf 25°C etwa ein Drittel der Energie, die für die Erwärmung des Wassers nötig ist. Wird das Wasser auf 40°C vorerwärmt, lassen sich sogar bis zu 60 Prozent der Energie für die Warmwasserbereitung einsparen.
Gebäudeintegrierte Wärmerückgewinnungssysteme mit einem Zwischenspeicher für das Grauwasser gibt es für Gebäude ab etwa 30 bis hin zu mehreren Hundert Bewohner:innen. Darunter gibt es, als kleinstmögliche Einheit, Duschen mit integrierter Wärmerückgewinnung. Hier ist der Wärmetauscher entweder als sogenannte Duschrinne horizontal im Abfluss oder vertikal im Abflussrohr eingebaut. Das Grauwasser wird dann nicht zwischengespeichert, sondern direkt zur Erwärmung des Frischwassers genutzt. Es reicht meist, um die Hälfte des Wassers zu erwärmen. Die Kosten für solch ein System oder die Nachrüstung damit sind allerdings vergleichsweise hoch und die Bewohner:innen müssen den Wärmetauscher regelmäßig reinigen (lassen).


Die Grauwasserrecyclinganlage des Studentenwohnheims in der Selma-Lagerlöf-Straße (Berlin Pankow) wird in dem verlinkten Film von Erwin Nolde von der Nolde – innovative Wasserkonzepte GmbH beschrieben.
Zusätzlich heizen
In Kombination mit einer Wasser-Wärmepumpe lässt sich die Abwasserwärme zusätzlich zum Heizen nutzen. Der Wärmetauscher gibt die Energie dann an ein Arbeitsmittel ab, das in der Abwasser-Wärmepumpe zirkuliert. Dank der recht konstanten und hohen Temperatur des abfließenden Grauwassers haben Abwasser-Wärmepumpen einen besseren Wirkungsgrad als beispielsweise Luft-Wärmepumpen, die wechselnden Außentemperaturen ausgesetzt sind. Dadurch heizen Abwasser-Wärmepumpe auch besonders zuverlässig. In heißen Sommermonaten können Sie mit der Wärmepumpe Ihr Haus kühlen.
Grauwasser mittels Wärmepumpe zum Heizen (oder Kühlen) zu nutzen, lohnt sich vor allem dort, wo kontinuierlich viel warmes Grauwasser anfällt und der Wärmebedarf hoch ist. Das ist zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern und Wohnsiedlungen mit mindestens 25 Wohneinheiten, in Hotels, Hallenbädern, Freizeitanlagen, Krankenhäusern oder Industriebetrieben der Fall. Beispielsweise fallen in größeren Hotels allein fürs Duschen und Baden pro Übernachtung schnell mal 100 Liter warmes Wasser an. Hier arbeiten die Anlagen besonders wirtschaftlich und die Investitionskosten amortisieren sich schon nach vier bis fünf Jahren.
Maßnahmen-Handbuch
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