Die Jury war sich einig: Diese Ideen dürfen nicht verlorengehen. Gemeint waren rund ein Dutzend Vorschläge zum Thema Regenwassernutzung, die Berliner:innen im Rahmen unseres Wettbewerbs „10 Ideen für die Schwammhauptstadt“ im April 2023 eingereicht hatten. Die Jury konnte nicht alle Ideen auszeichnen, sah in ihnen aber viele Ansätze, die dabei helfen könnten, in größerem Umfang Regenwasser von Dachflächen zu speichern und zur Bewässerung des privaten und städtischen Grüns einzusetzen.
Regentonne goes Bürgersteig
Im Mai 2023 gewann das Thema Regenwassernutzung auch andernorts an Fahrt. In der Fritschestraße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurden Berlins erste Bürgersteig-Regentonnen an die Fallrohre zweier Mehrfamilienhäuser angeschlossen. Möglich gemacht haben es die dortige Nachbarschaftsinitiative und das gemeinnützige Projekt Wassertanke mit Unterstützung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf.
Ideen-Austausch
Im November 2023 war es dann soweit. Sechs Ideengeber:innen mit Fokus auf die Regenwassernutzung im öffentlichen Raum trafen sich, um miteinander und mit Vertreter:innen der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, der Straßen- und Grünflächenämter Mitte und Neukölln sowie von Vereinen und Initiativen ihre Ansätze zu diskutieren und Synergien zu erkennen.
Die Ideengeber:innen und ihre Ideen
Rhea Rennert: Sitzbänke als Regenwasserspeicher nutzen
Zusammen mit der Möbeldesignerin Kitty Lambooij hat die Studentin im Master Stadtökologie an der TU Berlin Sitzbänke entworfen, die vor Häusern an die Fallrohre angeschlossen werden und als Wasserspeicher dienen. Informationstafeln informieren über die Bewässerung von Stadtbäumen und das Schwammstadt-Prinzip. Mit ihrer Idee, Sitzbänke und Regenspeicher zu kombinieren, war sie eine von zehn Nominierten unseres Ideenwettbewerbs.
Thomas Fiedler: IBC (Intermediate Bulk Container) als Regenwasserspeicher nutzen
Nach dem Vorbild der Stadt Essen möchte Thomas Fiedler in Berlin 16.000 IBCs mit einem Fassungsvermögen von je 1.000 Litern aufstellen. Die IBCs seien zwar nicht schön, aber günstig und jederzeit verfügbar. Die Speicher könnten somit rasch flächendeckend eingesetzt werden. Die Außenflächen der Container könnten für Informationsangebote genutzt werden, um die Bürger:innen zu beteiligen.
Keksi Kreuzer-Kunisch: Regentonnen wie Mülltonnen bereitstellen
Regenwasserspeicher zu kaufen, zu transportieren, aufzustellen und zu betreiben, sei für engagierte Einzelpersonen oder Gruppen keine einfache Sache. Keksi Kreuzer-Kunisch schlägt deshalb vor, diese Aufgabe einem öffentlichen Unternehmen analog zur Bereitstellung von Mülltonnen zu übertragen.
Jürgen Stratmann: Regentonnen nach dem Vorbild der Kiez-Parklets bereitstellen
Aus Fallrohren gespeiste Regentonnen auf dem Gehsteig zur allgemeinen Gießwasserentnahme sollen nach dem Vorbild der Kiez-Parklets einheitlich konzipiert, gestaltet, beantragt, betreut und gefördert werden.
Jörg Winners, Hans Jürgen Zschäbitz, Katrin Wittig: 10.000 Bürgersteig-Regentonnen bereitstellen
Den Anfang haben sie gemacht und damit gezeigt, wie es gehen kann. Nun sollen 10.000 weitere Bürgersteig-Regentonnen folgen. Auf Basis der Kosten für die Regentonnen in der Fritschestraße müsste die öffentliche Hand rund 7 Mio. Euro in die Hand nehmen.
Volker Hegmann: Ein Netz von Regenwasser-Tankstellen einrichten
Alle 100 Meter brauche es eine Regenwasser-Tankstelle. So könnten mehr Menschen als bisher dafür gewonnen werden, das städtische und private Grün zu bewässern. Gleichzeitig würde man die Menschen für die Folgen des Klimawandels sensibilisieren.
Aus der Diskussion
Die Teilnehmer:innen des Fachdialogs waren sich einig, dass alle Bürger:innen Regenwasser möglichst einfach nutzen können sollten. Die Bevölkerung sei bereit sich einzubringen und sollte daher mit niedrigschwelligen Lösungen ins Boot geholt werden. Schon bei den ganz Kleinen sollte begonnen werden, indem man Regenwassertonnen an Kitas und Schulen aufstellt und Regenwassernutzung als Thema in die Umweltbildung einbezieht.
Die Vertreter:innen der Verwaltung wiesen darauf hin, dass Regenwasserspeicher im öffentlichen Raum zu genehmigen sind und angesichts des Aufwandes, der für die Bezirke damit verbunden ist, mit maximal 100 Genehmigungen pro Jahr zu rechnen sei. Der Vertreter der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt gab bekannt, an einem Förderprogramm und einem einheitlichen Rechtsrahmen zur Regenwassernutzung im öffentlichen Raum zu arbeiten.
Wir sind zuversichtlich, dass das Thema Regenwassernutzung 2024 weitere Fortschritte machen wird. Wir werden den Fachaustausch nach Möglichkeit weiter unterstützen. Folgen Sie uns auf Linkedin, um auf dem Laufenden zu bleiben.