Pfützen für Bäume
„Pfützen sind ein toller Wasserspeicher. Sie sind nur leider oft nicht da, wo wir sie brauchen – an Bäumen“, sagen Laura Tams und Björn Kluge vom Institut für Ökologie an der Technischen Universität Berlin. Die Wissenschaftler:innen haben eine Idee für Baumpfützen entwickelt und machen sich das Bernburger Mosaikpflaster zunutze. Es liegt in vielen Berliner Altbauquartieren zwischen Gehweg und Straße, häufig direkt zwischen den Bäumen. „Dieses Mosaik hat einen Fugenanteil von bis zu 30 Prozent, da kann der Großteil des anfallenden Niederschlags versickern“, sagt Kluge. Damit zwischen den Bäumen Pfützen entstehen, schlagen die Wissenschaftler: innen vor, eine etwa vier Zentimeter tiefe Mulde aus den Pflastersteinen zu modellieren. Im Bezirk Neukölln sollen die Baumpfützen zusammen mit dem Straßen- und Grünflächenamt umgesetzt und getestet werden. „Ohne den Wettbewerb hätte unsere Idee nie eine solche Aufmerksamkeit bekommen. Die Regenwasseragentur hat uns mit Workshops, Kontakten und auch bei Exkursionen sehr unterstützt“, betonen Kluge und Tams.
Blick über den Grundstücksrand
Sven Hänichen von oikotec Ingenieur*innen schaut bei seiner Idee über Grundstücksgrenzen hinweg. Ein Friedhof in Friedrichshain nutzt das Regenwasser, das auf den Dachflächen eines benachbarten Bürogebäudes anfällt (siehe S. 6–11). „Das zeigt, dass grundstücksübergreifende Lösungen umsetzbar sind“, sagt Hänichen. Das Thema beschäftige ihn schon viele Jahre, er habe aber bislang wenig Gehör gefunden. „Durch den Wettbewerb hat es einen kräftigen Schub bekommen, Politik und Verwaltung sind deutlich offener.“ Hänichen bekommt laufend Anfragen von Bezirken, der landeseigenen BIM Berliner Immobilienmanagement oder auch Vereinen, hält außerdem viele Vorträge. „Und die Senatsumweltverwaltung hat mich als Teil einer Bietergemeinschaft mit einer Studie zu grundstücksübergreifenden Lösungen beauftragt, in die auch die Regenwasseragentur involviert ist.“
Speicher zum Sitzen
Regenwasser für Stadtbäume – darum geht es auch Rhea Rennert. Zusammen mit der Möbeldesignerin Kitty Lambooij hat sie Sitzbänke entworfen, die vor Häusern an die Fallrohre angeschlossen werden und als Wasserspeicher dienen. Anwohnende können einen Schlauch an eine handbetriebene Pumpe anschließen und so die Bäume bewässern. „Eine Bank fasst 550 Liter“, sagt Rennert. „Damit kann man zwei Bäume über die komplette Trockenzeit bringen.“ Dank Wettbewerb und Regenwasseragentur steht Rennert in engem Austausch mit Vereinen, Initiativen und Ingenieurbüros, außerdem hat sie inzwischen die Firma Regenmodule gegründet. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will bis zu fünf Regenbänke aufstellen, der Senat hat ebenfalls Interesse signalisiert. „Klasse ist auch, dass die Regenwasseragentur auf Infotafeln an den Bänken über Stadtbäume und das Schwammstadtkonzept informieren wird.“
Sieben weitere Ideen für die Schwammhauptstadt
Forscher:innen der TU Berlin und des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen UfU erzeugen Biomasse mittels Fassadenbegrünung an Schulen. Das speichert CO2, kühlt die Umgebung und lehrt Klimaschutz und Klimaanpassung. Bewässert wird mit Regenwasser.
Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und Unternehmer suchen nach Schwammstadt-Potenzialen rund um den Tempelhofer Damm, von Entsiegelung bis zu grundstücksübergreifenden Lösungen.
Die AG Schwammstadt der BIM Berliner Immobilienmanagement engagiert sich mit Fortbildungen, Pilotprojekten und im Austausch mit sämtlichen Baumanager:innen des Unternehmens.
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat zusammen mit The Nature Conservancy ein lokales Klimaanpassungskonzept für die südliche Mierendorffinsel erstellt.
Landschaftsarchitekt Tillmann Uhrig hat einen modularen vertikalen Regenwasserspeicher entwickelt, der das Nass von Dächern und Gebäudehüllen aufnimmt und an lokale Grünflächen abgibt.
Um Kleingewässer in öffentlichen Grünanlagen mithilfe des Regenwassers der sie umgebenden, i.d.R. privaten Flächen zu stützen, bringen Stiftung Naturschutz Berlin und Senatsumweltverwaltung beide Seiten bei konkreten Pilotprojekten zusammen.
Damit Straßenbäume mehr Regenwasser erhalten, vergrößert der Bezirk Neukölln Baumscheiben und entsiegelt die davorliegenden Straßenflächen.