Das Büro Niels Lützen landskabsarkitekter ApS wollte das Potenzial des in Stockholm entwickelten Baumpflanzsystems nach Kopenhagen bringen. Auch die Stadtverwaltung war sehr interessiert an dieser Methode. Das Einarbeiten in das System war relativ komplex und hat viel Zeit in Anspruch genommen – das Ergebnis am Ende ist jedoch sehr zufriedenstellend.
Lage: Askøgade, Kopenhagen, Dänemark
Baujahr: 1930er
Abkopplung/Sanierung: 2019-2020
Eigentümer:in: Stadt Kopenhagen
Planer:in: Niels Lützen landskabsarkitekter ApS
Die Untergrundverhältnisse in der Askøgade waren durch einen sehr lehmigen Boden und eine hohe Verdichtung geprägt. Ziel war es, die Versickerungsleistung des Untergrunds durch die Anwendung der „Stockholmer Methode“ zu verbessern.
Die Kosten betrugen 3,3 Millionen Dänische Kronen. Dies entspricht umgerechnet ca. 444.000 Euro. Da Baukosten in Dänemark häufig höher liegen als in Deutschland, können im Vergleich pauschal ca. 20 Prozent abgezogen werden (Stand 2021).
Grundstücksfläche: 1.400 m²
Verbleibende versiegelte Fläche: 1.302 m²
Abgekoppelte Fläche (100 Prozent Abkopplung): 1.400 m²
Versickerungsfläche: 98 m²
Umgesetzte Maßnahmen
Die Fahrbahn- und Fußgängerbereiche wurden von der Kanalisation abgekoppelt, indem das Regenwasser in bepflanzte Versickerungsanlagen sowie in nach der “Stockholmer Methode” ausgeführte Baumstandorte geleitet wird.
Bei der “Stockholmer Methode” wird der anfallende Granit eines Bodenaushubs wiederverwendet und direkt zum Bau der neuen Pflanzgrube eingesetzt. Der Granit wird dafür in die Größe von 100 – 150 Millimeter für die Tragschicht und 32 – 63 Millimeter für die Belüftungsschicht gebrochen. Als kostengünstige Alternative kann recycelter Beton verwendet werden. Je nach Bodenvoraussetzungen wird anschließend ein Feinsubstrat aus Humus, Lava, Sand oder Pflanzenkohle eingeschlämmt, das eine Belüftung des Wurzelwerkes sicherstellt. Im Projekt Askøgade wurde insbesondere Pflanzenkohle verwendet. Die Granitschicht bildet Hohlräume im Boden, die in Verbindung mit dem Feinsubstrat optimale Durchwurzelungsbedingungen für die Straßenbäume bereitstellen. Des Weiteren bieten die Hohlräume die Möglichkeit Regenwasser zu speichern und dieses so für den Straßenbaum länger verfügbar zu machen. Da der Baum durch die seitlich offene Pflanzgrube nun die Möglichkeit hat in den Boden zu wurzeln, werden auch Schäden an Gehwegen und Straßen vermieden.
Als wichtigste Komponente der „Stockholmer Methode“ wird ein Schacht, der etwa 50 cm in die Pflanzgrube hineinragt, installiert. Durch ihn wird zum einen eine optimale Be- und Entlüftung der Pflanzgrube ermöglicht. Zum anderen kann dort über angeschlossene Leitungen auch gezielt Wasser in die Pflanzgrube eingeleitet werden. Der Wegebelag zum Schacht hin sollte leicht geneigt sein, damit von der Straße abfließendes Regenwasser gezielt in den Untergrund der Pflanzgrube abgeleitet werden kann.
Es ist jedoch nicht risikofrei, Regenwasser direkt unterirdisch in die Pflanzgruben der Stadtbäume zu leiten. Der Boden muss eine gute Versickerungsleistung aufweisen. Bei lehmigen Böden wie in der Askøgade kann es dazu kommen, dass das Regenwasser nicht ausreichend abfließt und zu lange in den Hohlräumen zwischen dem Schotter verbleibt. Dies würde im schlimmsten Fall zu einem Sauerstoffmangel des Baumes führen. Daher musste im Projekt Askøgade darauf geachtet werden, das Regenwasser kontrolliert bzw. zeitverzögert einzuleiten.
Herausforderungen
Die “Stockholmer Methode” ist ein relativ komplexes Verfahren. Die Anwendung der Methode im Kopenhagener Straßenraum war mit einem recht hohen Aufwand verbunden.
Flächenart: Verkehrsfläche bzw. Straße
Die Askøgade lässt sich in der Berliner Systematik der Flächenarten allgemein den “Verkehrsflächen” und ganz konkret den “Straßen” zuordnen, welche 10.123 ha bzw. ca. 11,36 % der Berliner Gesamtfläche ausmachen (siehe Zahlen und Fakten Berlin). Dies meint Stadträume, die ausschließlich dem Straßenverkehr dienen. Straßen machen damit den Großteil der Gesamtverkehrsfläche Berlins aus (ca. 75 %), wohingegen Flächen für den Flug-, Bahn- und Schiffsverkehr sowie Wege und Plätze zusammen einen Anteil von 25 % der gesamten Verkehrsflächen in Berlin in Anspruch nehmen.
Gerade im Zusammenhang mit dem Flächentyp der “sonstigen Verkehrsflächen” (siehe Umweltatlas Berlin), zu dem z. B. verkehrsbegleitende Grün- und Brachflächen, Verkehrsinseln sowie Straßenbahngleisbetten gehören, und welcher 207 ha bzw. einen Flächenanteil von ca. 0,23 % der Gesamtfläche Berlins ausmacht, bieten sich Potenziale für Abkopplung. Eine Abkopplung der oftmals stark versiegelten Straßen durch die Umsetzung von Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung entlastet nicht nur die Kanalisation, sondern kann auch Überflutungsrisiken verringern, Stadtgrün besser mit Wasser versorgen, Hitze vorbeugen und die Aufenthaltsqualität mithilfe blau-grüner Straßenräume erhöhen.